Beschreibung
"Auf vielen Höfen der Pfarrei lebten schon wegen der Kriege ledige Mädchen. Bei manchen war nicht der Krieg schuld, sie hatten Kröpfe und Warzen. Manch eine war jedoch überdurchschnittlich hübsch; diese hatten die Ansprüche zu hoch geschraubt, im Hui waren Gelegenheiten verpasst. Eine andere war aufrichtig fromm und ihr die Ehe eine zu sündhafte Sache. Von manchen Höfen wusste man, dass eine Tochter, meist die älteste, Aussteuer und Vermögen bekam, den weiteren Töchtern aber eine Heirat strikt verboten wurde. Sogar Mütter gönnten nur Söhnen sowie dem Sach Wohlergehen. In verschiedenen Familien ging es zeitweise schlimm zu, weil eine Tochter einen Fabrikler oder Evangelischen heiraten wollte. Meist gaben sie solche Frevel auf. Etliche Mädchen waren aber da, die waren über die Maßen fleißig und von großer Herzensgüte. Sie halfen der Mutter zwischen drei und sieben Buben aufziehen, einen Großteil von ihnen fürs Vaterland."
Autorenportrait
Maria Beig, geboren 1920, wuchs inmitten einer vielköpfigen Bauernfamilie bei Tettnang auf und war bis 1977 als Lehrerin tätig. Lange Zeit lebte sie in Friedrichshafen. Sie verstarb 2018 im Alter von 97 Jahren. Sie verfasste zahlreiche Romane und Erzählungen, die vorwiegend das Leben der bäuerlichen Bevölkerung in ihrer oberschwäbischen Heimat schildern. Beigs Buch »Ein Lebensweg« wurde im Juni 2009 auf den ersten Platz der SWR2 Bestenliste gewählt. 2010 erschien eine Gesamtausgabe ihrer Werke, herausgegeben von Peter Blickle und Franz Hoben. Sie erhielt mehrere Literaturpreise.