Beschreibung
Johann Jacob Bodmer (1698-1783) ist vor allem wegen seiner kritischästhetischen Schriften und seinen Verdiensten um die Wiederentdeckung der mittelhochdeutschen Literatur bekannt. Als Dichter jedoch geriet er fast völlig in Vergessenheit. Gerade Bodmers Dramen lohnen jedoch in politischer und historischer Hinsicht die Lektüre. Die hier erstmals wieder vorliegenden Schweizerischen Schauspiele bilden zusammen mit Der Haß der Tyranney und nicht der Person das erste deutschsprachige Teil-Drama des 18. Jahrhunderts. Zur gleichen Zeit, als er die Tellensage dramatisch gestaltete, im Jahr 1762, schloß er sich mit einigen seiner aufgeklärten Mitbürger und Schüler zu einer historisch-politischen Gesellschaft zusammen. Zu den Mitgliedern dieser Gesellschaft gehörten auch Johann Caspar Lavater, Johann Heinrich Füssli und Felix Hess, die 1763 mit einer Flugschrift, in der sie sich auf Teil beriefen, den Landvogt Felix Grebel zu Fall brachten. An eine Veröffentlichung der Schweizerischen Schauspiele war daraufhin nicht zu denken. Sie erschienen erst 1775 und auch dann noch anonym und ohne Verlagsangabe; immerhin rechtfertigen sie den Tyrannenmord, Im Gegensatz zum vaterländischen Drama in der Schweiz vor Bodmer sollten die Schweizerischen Schauspiele nicht der Konsolidierung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern deren Umwälzung dienen.