Beschreibung
Ein Dorf voller Schatten im Tal. Tief hat sich der Fluss in den Felsen eingegraben. Eine Kirche, ein Schulhaus, der Dorfplatz mit der Lügenbank. Hier lebt das Kind zusammen mit der Großmutter. Der dritte Stuhl am Tisch ist leer, der Großvater, der ein Jäger war, ist jetzt in Tamangur. 'Das Dorf ist nicht mehr als ein Fliegendreck auf der Landkarte', sagt die Großmutter, und in der Küche hat sie Nadeln an die Weltkarte gesteckt: Venezia, Tumbaco, Havanna, Paris. Dorthin denkt sie sich gern zurück. Für das Kind, das immer davon träumen muss, wie sich der Körper des kleinen Bruders auf dem Fluss Richtung Schwarzes Meer entfernt, ist die Großmutter ein Glück. Sie hat ein großes Herz. Auch für den Kaminfeger oder die seltsame Elsa, die manchmal Elvis Presley zum Abendessen mitbringt.
Autorenportrait
Leta Semadeni, geboren 1944 im Engadin, studierte Sprachen an der Universität Zürich. Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen in Zürich und im Engadin. Arbeitsaufenthalte in Lateinamerika, in Paris, Zug, Berlin und New York. Seit 2005 lebt und arbeitet sie freischaffend in Lavin. Fünf Gedichtbände. Auszeichnungen: Literaturpreis des Kantons Graubünden und Preis der Schweizerischen Schillerstiftung (2011). Für Tamangur, ihren ersten Roman, Schweizer Literaturpreis 2016; 2017 Bündner Kulturpreis für ihr Gesamtwerk.