Beschreibung
Bildung ist in unserer Gesellschaft der Armutsindikator schlechthin, eine geringe Bildung das Armutsrisiko Nummer eins. Dies ist die zentrale Erkenntnis der vorliegenden Studie, welche die Ergebnisse der lebenslauforientierten Armutsforschung für die Schweiz und andere europäische Länder zusammenträgt. Diese erst in Anfängen vorhandenen Studien haben zum Ziel, die üblichen Momentaufnahmen der Armutsbetroffenheit zu ergänzen mit Aussagen darüber, welche Rolle die Armut in den Lebensläufen der Menschen spielt, wer in Armut verbleibt und wer sie überwinden kann.
Noch wissen wir wenig über Armutskarrieren in unserer Gesellschaft. Doch zeigt sich deutlich, dass unser System der sozialen Sicherheit neue Armutsrisiken nur ungenügend aufzufangen vermag. So ist heute die Armutsgefahr für junge Menschen, die an der Schwelle zum Berufseinstieg stehen, besonders hoch. Ihre Lebensperspektiven werden dadurch stark beeinträchtigt, zumal Sozialleistungen wie die Arbeitslosenversicherung und die Altersvorsorge auf dem Lohnerwerb basieren. Zudem verfestigt das schweizerische Bildungssystem die Zugehörigkeit zu sozial tieferen Schichten. Wer über eine geringe Bildung verfügt, hat im späteren Leben kaum eine Chance, diesen Rückstand wieder aufzuholen.
Die Studie fordert bildungspolitische Massnahmen für alle kritischen Lebensphasen vom Vorschulalter bis zur Familienzeit. Denn eine nachhaltige Armutsprävention in der Bildungsgesellschaft Schweiz muss die Chancengleichheit im Zugang zu Bildung fördern.