Autorenportrait
Lieber Peter,
ein anderer Versuch: der Versuch einer Annäherung an die Frage, was Kunst kompensieren könnte oder vielleicht umgekehrt: Was kompensiert jenen Bereich des Menschen, der durch Kunst abgedeckt wird? – vielleicht ein permanent mögliches Hinein, der Drang eines Müssens, hin zur Erweiterung, zum Fortschreiten, Fortschreiben,
Fortschreien oder Fortlaufen und Fortrennen (vor-trennen)? Mit der Kompensation auf der einen Seite komme ich allerdings nicht recht weiter. Es ist zwar schon oftmals so, dass einer vielleicht bei der Kunst bleibt, weil er sonst nichts anderes gelernt hat – und vielleicht bei der Kunst gelandet ist, um nicht nur seine ansonsten so auftauchenden Fehlstellen zu kompensieren, aber das sind nur ganz wenige. Viel interessanter erscheint mir die Frage:
Womit kompensiert ein Mensch, der scheinbar offensichtlich keine Kunst hat, Kunst? –
Durch Aggression, durch Selbstaufgabe, durch rasche Ant-wor-ten – ich komme hier oftmals sehr rasch an ein Ende meiner Gestaltungsmöglichkeiten, ich komme zur Sehnsucht nach einem absoluten Intensivgespräch, im wechselseitigen behutsam intensivierten Eindringen und progressiven Verstan-den-sein – und als Kunst verstanden. Ist diese Sehnsucht eine Antwort?
Dein Peter