Beschreibung
Die europäische Moderne kann als neuzeitliche Religionsgeschichte gelesen werden, in der die traditionellen Erlösungsvorstellungen verweltlicht wurden. Nationalismen und Totalitarismen sind politische Religionen, die säkulare Heilsversprechungen predigen und damit unvorstellbare Vernichtungspotentiale freisetzen. Unter dieser Perspektive kann der Antisemitismus als Teil einer modernen Apokalypse interpretiert werden. Erst in der Überwindung des Systems der klassischen Nationalstaaten und der Entstehung ziviler Gesellschaften können die gnostischen Aspekte der Moderne überwunden werden und die nationalen Kulturen einer europäischen Zivilisation weichen. Die weitere europäische Integration bedarf jedoch einer Zivilreligion als geistiges und transzendentes Fundament einer sich abzeichnenden ökumenischen Zivilisation.
Autorenportrait
Michael Ley, geboren 1955 in Konstanz, lebt als freischaffender Wissenschaftler und Universitätsdozent in Wien.