Beschreibung
Viele nehmen auch heute noch an, Rationalität, Transkulturalität, Allgemeingültigkeit oder Fortschritt seien wesentliche Bestandteile der Wissenschaften. Ebenso herrscht eine Auffassung vor, Verbesserungen in humanitären Fragen hingen von Verbesserungen in den Wissenschaften ab. Solche Annahmen führen zu der Idee, alle Bereiche des Daseins müssten von den Wissenschaften durchdrungen und erklärt werden. Die Wissenschaften als rationales Unternehmen genießen also eine hohe Aktualität. Kunst, Religion oder Mythen, ja selbst die intimsten Sphären menschlichen Lebens, von der Kindererziehung bis zu Sexualpraktiken, werden nach wissenschaftlichen Maßstäben beurteilt und entweder als verständlich eingestuft oder als unverständlich ausgeschieden. Die Maßstäbe erscheinen traditionsungebunden, und man glaubt daher, sie auf alle Traditionen und andere Kulturen gleichermaßen anwenden zu können.Der Autor bestreitet, dass das Vorgehen in den Wissenschaften exklusiven rationalen Methoden folgt und ihre Erklärungsansprüche ernster zu nehmen sind als andere menschliche Ideen und Tätigkeiten, so dass ihre Autorität unbegründet ist.
Autorenportrait
Volker Böhnigk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophischen Seminar der Universität Bonn und befasst sich unter anderem mit der Geschichte der Philosophie im Nationalsozialismus. Ferner liegen von ihm Arbeiten zur Wissenschafts- und Sozialphilosophie sowie Erkenntnistheorie vor.