Beschreibung
Der Autor fragt nach den Ursachen für das (Wieder-)Aufleben des Nationalismus nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Fehl gehen für ihn traditionelle Erklärungsmuster, seien es marxistische, die nationale Konflikte als bloße Ablenkung von der eigentlichen Auseinandersetzung, dem Klassenkampf, fassen, oder solche, die atavistische Züge im Wesen des Menschen vermuten, die bei fehlender Kontrolle hervorbrechen. Nationalismus ist für Gellner vielmehr eine Konsequenz der modernen Industriegesellschaft, die – zum Beispiel in ihrer Arbeitsteiligkeit – eine gemeinsame Kultur als Voraussetzung hat. Das führt entweder zur Assimilation oder zum Versuch, die eigene Kultur zur dominanten zu machen. Die Hoffnung für die Zukunft liegt in der Tendenz, dass benachbarte Kulturen einander immer ähnlicher werden – wie in Westeuropa weitgehend verwirklicht –, was Konfliktpotentiale dramatisch reduziert.
Autorenportrait
Ernest Gellner ist Professor für Sozialantropologie an der Universität Cambridge.