Beschreibung
Wohl dem, der über zwei Sprachen verfügt. Die eine für den Alltag, die Wissenschaft, die allgemeine Kommunikation. Die andere, um darin seine Kindheits- und Herkunftserinnerungen und prägende Momente seiner Identität zu konservieren. Siegfried Kessemeier bewegte sich in diesen beiden Welten. Er war ein angesehener und begeisterter Museumsmann und Historiker, der stets in zig Projekten und voller Ideen steckte. Daneben betrieb er mit ebensolcher Intensität sein zweites, literarisches Ich. Das Niederdeutsch seines sauerländischen Heimatortes Oeventrop wurde zur Sprache seiner Lyrik und mithin zu einem Medium literarischer Selbstvergewisserung.
Inhalt
Frühe Einzelveröffentlichungen (1965-1970)
Fabrik
Strohlflaiger / Düsenjäger
No der Wohl/Nach der Wahl
Ankuemen / Ankommen
Riänenplack / Regenfleck
Me woit nit / Man weiß nicht
Äögenschlag / Augenblick
En Spoller / Ein Riß
Winter / Winter
Olle Toidunge / Alte Zeitung
Dat Noirige / Das Nötige
Drai Küeninge / Drei Könige
Inkaopen / Einkaufen
In Spenn un Fak / In Spann und Fach
Lot us gohn / Laß uns gehn
Aus »Cloipe inner dör« (1971)
Nigge Üewerlandstrote / Neue Autobahn
Market / Markt
Tinne Wiäke / Nächste Woche
Ter Moite / Zur Miete
Oppem Balken / Auf dem Dachboden
Sunndags / Sonntags
Kinnerangest / Kinderangst
Kramenzeltenbiär / Ameisenbirne
Tellen de Huiserl Zählen die Häuser
Dat helpet nicks / Das hilft nichts
top / spitze
wussen nicks / wußten nichts
räot / rot
üewer diän / über den
ropper / rauf
Aus »genk goiht« (1977)
feite / füße
goiht / geht
et ruiket / es riecht
tausaihn / zusehn
iek bloiwe / ich bleibe
mak wat / mach was
foin giäl miähl / feines gelbes mehl
elwerten / erdbeeren
läof / laub
fomel / gerücht
kualgrauwe / meilerplatz
Aus »Spur der Zeit / Landskop« (1994)
die spur der zeit
das feste trügt
die düstren aquarelle
bewahrtes
und worte sagen
schreib auf
mitten in den feldern
ein verschollenes
die tiefe nähe
die stillen nachbarn
alles ist anders:
in die höhle
blau
die windmühle steinworte
die schrunden
brombeerranken
tage im august
aussichten
eingehen in bilder vertieft
fahl
sibirien suchend
met bloifiär / mit bleistift
oostende / ostende
berloin / berlin
dublin / dublin
wien / wien
namen / namen
mein vater / moin var
1844 / 1844
friderich de twerre / friederich der zweite
gedüllig / geduldig
baiker / bücher
üewerall / überall
sieker / sicher
droiget wiär / trockenes wetter
taume jubiläum / zum jubiläum
grabstein/ grabstein
baiker maken / bücher machen
scotland / schottland
de roiken van glasgou / die reichen von glasgow
Aus »Neue niederdeutsche Lyrik in Westfalen« (1995)
stickum / still
brantaske / brandasche
gohn un / gehen und
Aus »inoin / ineinander. 16 neue Texte in sauerländischer Mundart« (2000)
ikarus / ikarus
saihn / sehen
bat was / was war
blar / blätter
pinkesten / pfingsten
Verstreute Texte (1999-2009)
anfang
ladestrang
verlorener bach
brot
trockenöfen
introibo
dreiundvierzig
schießstände
keller
nach der industrie
personen beförderung
strömung
ortschronik
erinnerung
vom ende her
suemer / sommer
oppem brunnen / kloster brunnen
kiärklinne / kirchlinde
kliuskiärke giershagen / kluskapelle giershagen
jiudenauwer statbiärge / judenufer marsberg
säo duister / so düster
jalousiengitter
der geschenkte sommer
Interview mit Siegfried Kessemeier
Nachwort
Textnachweise