Beschreibung
Es galt, eine beträchtliche Lücke zu schließen, denn die Literaturgeschichte Westfalens der Jahre 1945 bis 1975 ist nur rudimentär erschlossen. Es war ein durchaus schwerer Weg, bis sich die westfälische Literatur von ihrer braunen Vergangenheit losgesagt und sich der Moderne geöffnet hatte. Die vorliegende Chronik verdeutlicht die Etappen dieses komplexen Paradigmenwandels anhand Hunderter Beispielfälle. Der Weg führt von den Spätausläufern der Blut- und Boden-Literatur bis zum politischen Vers, zu Agit-Prop und verschiedenen Formen der Underground-Literatur (einschließlich Film, Fernsehen und Theater). Eine Autorengeneration, die offen mit dem Nationalsozialismus sympathisiert hatte und nach 1945 zunächst unbehelligt weiter publizieren konnte, wurde spätestens mit dem Schmallenberger Dichterstreit 1956 zur Abdankung gezwungen. Die Literatur Westfalens fungiert als Modellprojekt, um Funktionsmechanismen innerhalb spezifischer Rahmenbedingungen transparent zu machen. Sie kann und sollte nicht isoliert betrachtet werden und spiegelt prototypisch globale literarische Strömungen jener Jahre wider; es war also keineswegs eine regionalistische Abschottung beabsichtigt.