Beschreibung
Der in unserem Gesundheitssystem zu beklagende Pflegenotstand wird in der öffentlichen Diskussion zumeist als Fachkräftemangel wahrgenommen. Doch sollte in diesem Zusammenhang betont werden, dass die Pflege unter dem Druck von Kostendämpfung, Rationalisierung und Professionalisierung menschlich ärmer wird. Wie auch immer politisch dem Pflegenotstand begegnet wird, zu konstatieren bleibt stets ein humaner Rest. Die Grundthese dieses Buches besagt, dass das eigentliche Problem des Pflegenotstands in dem Mangel an menschlicher Zuwendung besteht. Unter den gegebenen Umständen kann die humane Zuwendung nicht allein Sache der professionellen Pflege bleiben; vielmehr muss sie als ein eigener Bereich, eine eigene Aufgabe begriffen werden: Sie muss von Menschen übernommen werden, die eine andere Einstellung, einen anderen Hintergrund, aber vor allem ein anderes Zeitbudget haben als die professionell Pflegenden. Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die sowohl die aktuelle Situation kritisch hinterfragen, konkret von der praktischen Tätigkeit berichten als auch handlungsorientierte Ansätze für die Zukunft bieten.
Autorenportrait
Gernot Böhme, Prof. Dr., geb. 1937; Studium der Mathematik, Physik, Philosophie; Wiss. Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt, Starnberg 1970-77, 1977-2002 Professor für Philosophie an der TU Darmstadt, 1997-2001 Sprecher des Graduiertenkollegs Technisierung und Gesellschaft. Seit 2005 Direktor des Instituts für Praxis der Philosophie e.V., IPPh; www.ipph-darmstadt.de, Vorsitzender der Darmstädter Goethegesellschaft. Zuletzt bei Aisthesis erschienen: Alternative Wirtschaftsformen, 2012.
Inhalt
Gernot Böhme
Vorwort
I. Stand der Dinge
Thomas Gerlinger
Pflegebedarf und Pflegepotenziale in Deutschland
II. Zur Philosophie der Pflege
Ute Gahlings
Ethik der Fürsorge
Marianne Brieskorn-Zinke
Von der Krankenschwester zum Gesundheitsfachberuf. Anmerkungen zur Veränderung eines Berufsbilds
III. Berichte aus der Arbeit: Zur Lage der Pflegebedürftigen und der Pflegenden
Gernot Böhme
Präoperative Patientenfürsorge. Ein Pilotprojekt ehrenamtlicher Pflege
Sabine Köhler
Auf der Drogenstation
Sabine Weidert
Pflegenotstand oder wie Pflegende die Not am eigenen Leibe spüren
Gernot Böhme
Die Stimme der Betroffenen
IV. Zukunftsweisende Ansätze
Klaus Dörner
Nachbarschaft ist die Lebendigkeit des Sozialraums
Gabriele Kleiner
Selbstbestimmt im Alltag – Integriert im Gemeinwesen? Eine Untersuchung zur Lebensqualität von Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften
V. Anhang
Petra Rogge
Ich wohne noch! Oder? Notizen eines Pflegepatienten
Über die Autoren