Beschreibung
Gesellschaftliche Wandlungsprozesse bilden sich gerade dort ausdrucksstark ab, wo Menschen ihre Aktivitäten im Gruppenverbund tendenziell ohne externe Regulation gestalten können. Juvenile Szenen im informellen Sport geben so einerseits durch ihre konventionsgetragene Vergemeinschaftung und andererseits durch dynamische Mitgestaltungsoptionen Aufschlüsse über das Phänomen Jugend. Die hier veröffentlichte Dissertation widmet sich Zusammenhängen informell konstituierter Settings und den Prozessen sozialen Lernens als Fähigkeit zur kontinuierlichen Autointegration von Individuen in Gruppen sowie als durch die Vergemeinschaftungsform geprägte Lernformen und -inhalte. Empirisch werden diese anhand der Tricking-Szene auf internationalen Szene-Events, sog. Gatherings, untersucht. Die Arbeit bietet neben einer grundlegenden Aufarbeitung des informellen Sports, einer Systematisierung sozialen Lernens sowie einer methodologischen Darlegung ethnographischen Forschens eine umfassende Kulturbeschreibung der Tricking-Szene. Insbesondere werden Akteur*innenstrategien zur Verknüpfung analoger und digitaler Lernstrategien, zu dynamischen Rollenwechseln sowie zur Konventionsgestaltung untersucht. Grundlage bilden eine dreijährige Feldphase auf europaweiten Gatherings und 33 qualitative Expert*inneninterviews mit Szeneeliten, engagierten Szenegänger*innen und Gathering-Neulingen.