Beschreibung
Das "Dattelner Abendmahl" findet sich als Beispiel dafür, wie am Abendmahlstisch Versöhnung zwischen Feinden Wirklichkeit werden kann, in vielen Predigthilfen und Religionslehrbüchern und jüngst auch im EKD-Magazin "Reformation und Politik" zum Themenjahr 2014 der "Luther Dekade". Im Jahre 1923, während des "Ruhrkampfes", schloss bei einer Abendmahlsfeier in Datteln ein französischer Offizier mit einem deutschen Lokaloberen Frieden, und die beiden verhinderten anschließend die weitere Eskalation der Gewalt, die andernorts zu vielen Toten führte. Martin H. Jung berichtet erstmals unter Einbeziehung zeitgenössischer Quellen vom Dattelner Abendmahl und seiner Vor- und Wirkungsgeschichte. Er schildert, wie der französische Offizier, Etienne Bach, ein aus dem Elsass stammender lutherischer Christ, vom Frontkämpfer zum Friedenskämpfer und vom Soldaten zum Theologen wurde und wie er sich in der Zwischenkriegszeit sowie nach 1945 bahnbrechend für die deutsch-französische Versöhnung einsetzte. Etienne Bach gründete eine christliche Friedensorganisation, die europaweit tätigen "Kreuzritter für den Frieden", die nach 1945 zum "Christlichen Friedensdienst" wurde und sich in der Flüchtlingsarbeit engagierte sowie Freiwilligeneinsätze organisierte. Neben Etienne Bach, den der Zweite Weltkrieg erneut gegen die Deutschen zur Waffe greifen ließ, betätigte sich die Schweizerin Gertrud Kurz in der Kreuzritterbewegung und wurde von 1938 an zur führenden Gestalt. Sie verhalf unzähligen Juden zur Flucht aus Deutschland und Frankreich und rettete ihnen das Leben. Nach 1945 engagierte sie sich für christlich- jüdische Verständigung sowie in der Aufbauarbeit in Israel. Sie und der von ihr geleitete Christliche Friedensdienst gehörten aber auch zu den Ersten, welche auch die Not der Palästinenser sahen und sich auch dort um Hilfe bemühten. Früher als andere suchte sie auch Kontakte zu den Völkern Osteuropas und Verbindungen in die DDR. Gertrud Kurz starb 1972 und Etienne Bach 1986. Beide engagierten sich, christlich und humanitär motiviert, im Jahrhundert der Weltkriege für Versöhnung und Frieden. Wenn der Kriege und ihrer Opfer gedacht wird, müssen auch die Pioniere der Versöhnung in Erinnerung gerufen werden, die entgegen den Trends Versöhnung wagten und einem friedlichen Europa den Weg bahnten.