Beschreibung
Mit dem Einsetzen der Emanzipation zu Beginn des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Leben der Juden in Deutschland fundamental. Der Transformationsprozess war zwangsläufig begleitet von einem Wandel des jüdischen Selbstverständnisses und der Beziehung zur umgebenden Gesellschaft. Beispielhaft auch für andere jüdische Gemeinden in den industriell geprägten Großstädten Westdeutschlands wird dieser Prozess für die jüdische Gemeinschaft in Hagen dargestellt. Die zentrale Frage nach dem Wandel ihrer Identität umfasst dabei verschiedene Aspekte, u.a. das Verhältnis zur eigenen Tradition, die Selbstverortung gegenüber den nichtjüdischen Mitbürgern und im 20. Jahrhundert auch die Beziehung zu den jüdischen Migranten aus Osteuropa. Ein breites Spektrum verschiedenartiger Quellen dient der Beantwortung der Frage nach der Identität der Hagener Juden. Die beiden Friedhöfe, ihre Geschichte und besonders ihre Sachquellen (z.B. die Grabsteine), ermöglichen vielfältige Einblicke, auch über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus, da die jüdische Gemeinde 1946 neu gegründet wurde. Die gewonnenen Befunde werden geschärft, vertieft und ergänzt durch die Auswertung serieller und qualitativer Quellen, auf deren Basis ein Profil der Hagener Juden vor 1933 entworfen wird. Die Charakteristika der sozialen Gruppe und die Aspekte ihres Selbstverständnisses werden in den Kontext anderer jüdischer Gemeinschaften des regionalen und des weiteren Umfeldes gestellt