Beschreibung
Hypoxämie ist eine häufig auftretende Komplikation während Bronchoskopien, und die Möglichkeiten einer adäquaten Sauerstofftherapie sind in der Veterinärmedizin oftmals begrenzt, insbesondere bei kleinen Patienten. Die High Flow Sauerstofftherapie (HFOT) wurde bereits erfolgreich in der Humanmedizin eingesetzt, um die Oxygenierung bei Patienten in verschiedenen Situationen zu verbessern, unter anderem während diagnostischer und therapeutischer Bronchoskopien.
Ziel der Studie war es, die Auswirkung der High Flow Oxygen Therapie (HFOT) auf die Oxygenierung bei Hunden während diagnostischer Bronchoskopien im Vergleich zu einer herkömmlichen Methode der Sauerstoffsupplementation (Traditional Oxygen Therapy = TOT) zu evaluieren. Zusätzlich wurde evaluiert, ob die HFOT eine sichere Methode der Sauerstoffsupplementation während Bronchoskopien darstellt und ob Komplikationen auftreten.
Insgesamt 20 Hunde, vorgestellt zur diagnostischen Therapie, wurden in die Studie aufgenommen. Alle Hunde wurden randomisiert und entweder der HFOT-Gruppe oder der TOT-Gruppe zugeordnet. Die Sauerstoffapplikation erfolgte in jeder Gruppe mittels Nasenbrillen. Die Oxygenierung wurde mittels arteriellem Sauerstoffpartialdruck (PaO2) bewertet. PaO2 wurde für jeden Patienten zu 7 festgelegten Messzeitpunkten erhoben: vor Bronchoskopie (t0), nach Präoxygenierung (t1), nach Einleitung der Anästhesie (t2), vor und unmittelbar nach broncho-alveolären Lavage (t3 und t4), am Ende der Bronchoskopie (t5), sowie eine Stunde nach Beendigung (t6). Zusätzlich wurden bei jedem Patienten vor und unmittelbar nach der Bronchoskopie Röntgenaufnahmen des Thorax angefertigt, um das Auftreten von Komplikationen wie Air-Leak-Syndrom oder Aerophagie zu erfassen.
Je nach Datenverteilung wurden parametrische und nicht-parametrische statistische Tests verwendet, um PaO2 zu allen Zeitpunkten zwischen den Gruppen zu vergleichen. Außerdem wurden die tracheale Sauerstoffkonzentration (FiO2), die berechneten Sauerstoffindizes und die Trendanalyse des PaO2 im Zeitverlauf ausgewertet. Das Auftreten und die Häufigkeit von unerwünschten Wirkungen wurden mittels Chi-Square-Test bewertet.
Insgesamt führte die HFOT bei fast allen Patienten während des gesamten Eingriffs zu höheren PaO2 Werten und es traten insgesamt weniger Hypoxämie-Phasen auf als in der TOT-Gruppe. Statistische Signifikanz konnte für die nach der Präoxygenierung (t1) und am Ende der Bronchoskopie (t5) ermittelten PaO2 Werte erreicht werden. PaO2 Werte nach BAL verfehlten nur knapp den statistisch signifikanten Cut-off (P < 0,05). Allerdings kam es nur bei einem einzigen Patienten in der HFOT-Gruppe zu einer Hypoxämie mit einem PaO2 unter 80 mmHg. Der niedrigste PaO2-Wert bei den übrigen Hunden der HFOT-Gruppe lag bei 117 mmHg. Im Vergleich dazu trat bei fünf Hunden in der TOT-Gruppe trotz Sauerstoffsupplementierung mindestens einmal während des Eingriffs eine Hypoxämie-Phase auf. Darüber hinaus zeigte ein Vergleich der Mittelwert der PaO2 Messungen während der gesamten Oxygenierungsphase (t1-t5) ebenfalls einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen (P = 0,0114). Zusätzlich erreichten Patienten in der HFOT-Gruppe statistisch signifikant höhere tracheale FiO2-Werte als in der TOT-Gruppe.
Es traten keine schwerwiegenden Komplikationen im Zusammenhang mit der HFOT auf. Mehrere Hunde in beiden Gruppen zeigten eine Aerophagie von unterschiedlichem Ausmaß, jedoch benötigte keiner der Hunde eine therapeutische Intervention, um die Aerophagie zu beheben.
Zusammenfassend stellt die HFOT eine sichere Methode der Sauerstoffsupplementation bei Hunden während diagnostischer Bronchoskopien dar. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden bewirkt die HFOT eine Verbesserung der Oxygenierung, auch während der broncho-alveolären Lavage. Die HFOT kann somit das Auftreten von lebensbedrohlichen Episoden der Hypoxämie während Bronchoskopien reduzieren oder gar verhindern.