Beschreibung
Konzepte einer künftigen Literaturgeographie, die literarische Schauplätze zum Ausgangspunkt der Textanalysen macht. Wo spielt Literatur? Die vermeintlich simple Frage eröffnet ein erst in Ansätzen etabliertes Forschungsgebiet mit neuen methodischen Zugängen unter dem Stichwort 'Literaturgeographie'. Jede literarische Handlung ist irgendwo lokalisiert, wobei die Skala von gänzlich imaginären bis zu realistisch gezeichneten Schauplätzen mit hohem Wiedererkennungswert reicht. Die Literaturgeographie rückt die vielfältigen Bezugnahmen von Räumen der Fiktion auf den Realraum hin ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Literatur weist eine spezifische Geographie auf, die ganz eigenen Regeln folgt. Denn fiktionale Räume sind niemals nur mimetische Abbilder der Realität, auch wenn sie sich auf existierende Landschaften und Städte beziehen. Vielmehr müssen die poetologischen Verfahren von Verfremdung, Überblendung, Neubenennung, die Kombinationsmöglichkeiten von realen Orten mit fiktiven Elementen in Visualisierungskonzepte und Deutungen der Textanalysen einfließen. Diese Theorie findet zunächst Anwendung auf eine an literarischen Schauplätzen überreiche Modellregion: auf den Vierwaldstättersee und das Gotthardmassiv in der Zentralschweiz. Im Anschluss wird der methodische Horizont für einen Literaturatlas aufgespannt - und das Potenzial literaturgeographischer Konzepte im Hinblick auf eine vergleichende europäische Literaturgeschichte aufgezeigt. 17 beigefügte vierfarbige Faltkarten ermöglichen die differenzierte Gegenüberstellung von fiktionalen und realen Landschaften.
Autorenportrait
Barbara Piatti, geb. 1973, Studium der Deutschen Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Basel. Seit 2006 leitet sie am Institut für Kartografie, ETH Zürich, das international vernetzte und interdisziplinäre Forschungsprojekt 'Ein literarischer Atlas Europas'.