Beschreibung
Innenräume sind Gehäuse des Für-sich-Seins. Sie werden gestaltet und prägen Gestalt: die des Wohnens schlechthin. Sind mithin unverzichtbar. Erfahren sogar ihre ästhetische Verdopplung: in Form der Interieurmalerei. Jene ist Genre sui generis, historisch fest verfugt vom 17. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Versehen mit Referenz-Malern wie den Niederländern Hoogstraten und Elinga, dem Berliner Menzel, dem Dänen Hammershøi. Wege der Annäherungen an diese gibt es verschiedene: ikonographische, didaktische oder - wie nachfolgend versucht - dramaturgische. In jener Variante erfahren die Interieurbilder ihre Metamorphose hin zum szenisch Theatralischem: Sie werden zur Vorlage für Kammerspiele. Nicht etwa in der Absicht, irgendwelche Verfremdungseffekte um ihrer selbst willen zu initiieren, sondern vielmehr in jener, das offenzulegen, was dem gemalten Interieur als Möglichkeit innewohnt: etwas über das Leben in seinen Räumen zu erzählen. Wer erzählt, sind die Betrachter der Bilder - frei erfundene, historisch verbürgte, imaginäre Figuren - oder es erzählt das Bild etwas von sich selbst. In jedem Fall ergibt sich daraus ein Monolog oder Dialog, der die Bilder wortwörtlich zum 'Sprechen' bringt.
Autorenportrait
Winfried Rösler (*1951) war bis 2016 Professor für Allgemeine Pädagogik und Bildungsgeschichte an der Universität Koblenz.