Beschreibung
"Die Realität unserer Begriffe darzutun, werden immer Anschauungen erfordert." Brecht erweist sich als Meister, darin Kant zu folgen, hier auf Hegel bezogen, um seinen dialektischen Begriffen durch sinnliche Anschaulichkeit praktikable Einsichten abzugewinnen. So entstehen Denkbilder mit der Formulierung "Meister Hegel lehrte", eine Form von Kurzprosa, die zwischen den Weltkriegen erneut aufblühte. Brecht reklamiert ihr Wahrheitspathos für Klarheit in finsteren Zeiten. Hegel erscheint ihm dabei als lichtvolle Orientierungsgröße. Ein Heliotropismus geheimer Art? Es ergeben sich Theoriegespinste wie: Humor als Pharmakon; die Ochsen des Pythagoras; die Eule der Minerva; Satz der Ungleichheit; Gesellschaft für Hegels wirkliche Dialektik oder "Zauber des Schwerverständlichen". Die Themen sind vielfältig, aber immer gestellt unter das Motto: Die Wahrheit ist konkret. Hegelkritik bleibt da nicht aus. Mystik und Metaphysik werden nicht geschont. Ist Hegel ein Mystiker der Gewalt (Benjamin) oder ein Meister der Dialektik (Brecht)? Zumindest Brecht zieht Gewinn aus dem "unheimlichen Werk", mit Humor und Satire, das beschädigte Leben vor Augen und die notwendige Weltveränderung im Blick. Das Schicksal des Menschen ist der Mensch. Die Methode der Minima Hegeliana ist danach ausgerichtet. Sie gehört zu einer freundlichen Wissenschaft, die von Hegel zu lernen bereit sich zeigt.
Autorenportrait
Prof. Dr. Frank D. Wagner arbeitet in Lehre und Forschung an der Carl von Ossietzky - Universität Oldenburg; wurde im Jubiläumsjahr 1998 mit der Bertolt - Brecht - Gastprofessur an der Universität Augsburg betraut; ist Mitherausgeber der Gesamtausgabe der Werke Carl von Ossietzkys und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Brecht - Handbuches. Er veröffentlichte in der Reihe Der neue Brecht bisher Antike Mythen. Kafka und Brecht (2006), Hegel und Brecht. Zur Dialektik der Freiheit (2015) sowie Mythos der Nation. Bronnen und Brecht (2015).