Beschreibung
Das Glück bildet seit den Anfängen abendländischen Denkens das thematische Zentrum der praktischen Philosophie. Die Realisierung des größtmöglichen Glücks der größten Zahl, die sich die Aufklärung auf ihre Fahnen geschrieben hat, gehört zu den theoretischen und praktischen Herausforderungen der Gegenwart. Dieser ungebrochenen Aktualität verdankt die Aufklärung umfängliche und vielfältige Bemühungen zu ihrer Erforschung, in die sich die vorliegenden Untersuchungen einreihen. Indem sie ihr Augenmerk auf die expliziten wie impliziten philosophischen Fragestellungen der nord- und mittelitalienischen Aufklärungsdenker richten und durch eine philosophisch geleitete Lektüre ihrer Texte das komplexe philosophische Profil des Illuminismo zwischen Mailand und Florenz herausarbeiten, beheben sie speziell im Bereich der Philosophiegeschichte bestehende Defizite in der Aufklärungsforschung. Sie bieten nicht nur die erste umfassendere Darstellung der nord- und mittelitalienischen Philosophie der Aufklärung, sondern auch die erste von einem primär philosophischen Interesse geleitete Gesamtstudie sowie die erste umfängliche deutschsprachige philosophische Arbeit zu einem Thema, das italienische Forscher und außerhalb Italiens bestenfalls Italianisten vor allem unter allgemeinhistorischen, kultur- und literaturgeschichtlichen Gesichtspunkten behandeln. Aus dem Inhalt I. Filosofo und uomo illuminato. Zum Selbstverständnis der nord- und mittelitalienischenn Aufklärungsphilosophie: Der Begriff des filosofo im Wandel der Geschichte. - Der Pedant als Inbegriff des falschen Philosophen. - Der Philosoph zwischen Mondanität und stoischer Lebenskunst. - Philosophie im Dienste der Aufklärung. - Il Caffè und Pietro Verris Discorsi. Zum Stil des Philosophierens. II. Anthropologische Grundlagen der praktischen Philosophie: Felicità als Grundbegriff der Philosophie. - Cesare Beccarias Konzept einer scienza dell'uomo. - Die Theorie von Vergnügen und Schmerz. - Pietro Verris Ästhetik der Schmerzkultivierung. - Der Geschlechterdiskurs. III. Moralphilosophie: Morale cristiana e civile. - Selbsterkenntnis, moralisches Gefühl, Liebe, Eigenliebe. - Pietro Verris Konzeption einer eudämonistischen Moral. - Tugend, Pflicht, Interesse. - Cesare Beccarias Postulat der Einheit von Moral und Politik. IV. Politische Philosophie: Kontraktualismus und Utilitarismus. - Naturrechtliche Konzeptionen. - Die öffentliche Meinung als politische Instanz. - Die Stellung des Adels. - Regierungskunst, Reform und Revolution. V. Religion und Vernunft, Staat und Kirche: Die Religion unter den Bedingungen ihrer Privatisierung. - Die Religion in den Grenzen von Vernunft und Utilität. - Il filosofo cristiano. - Religiöser und philosophischer Diskurs. - Antikurialismus und Kirchenkritik. VI. Strafrechtsphilosophie. Mailands originärer Beitrag zur Europäischen Aufklärung: Dei delitti e delle pene. - Strafe und Gerechtigkeit. - Kritik an der Folter. - Kritik an der Todesstrafe. - «Un libro che appartiene a tutto il mondo». - «Das Bedenklichste im ganzen Werke des Beccaria ist, daß er die Todesstrafe gänzlich abgerathen». VII. Politische Ökonomie: Ökonomische Grundtheoreme. - Politisch-ökonomische Gesellschaftsanalysen.
Autorenportrait
Der Autor: Wolfgang Rother, geb. 1955, studierte Philosophie, Theologie und Germanistik in Marburg, Tübingen und Zürich. Er ist Professor für Philosophie an der Universität Zürich, Autor verschiedener Bücher zur Ideengeschichte und Mitherausgeber des Grundrisses der Geschichte der Philosophie sowie mehrerer wissenschaftlicher Buchreihen.