Sermones I (1430-1441) Fasciculus 3
Sermones XI-XXI., Nicolai de Cusa Opera omnia 16,3
Haubst, Rudolf / Bodewig, /
Erscheinungsjahr:
1977
Beschreibung
Wegen ihres außerordentlichen Gesamtumfangs erscheinen die circa dreihundert Sermones in vier Bänden (h XVI-XIX) mit jeweils mehreren Faszikeln und einem eigenen Satzspiegel in zwei Kolumnen. Auch das Siglenverzeichnis für die benutzten Handschriften weicht von dem der übrigen Heidelberger »Opera omnia« ab. Dieser 3. Faszikel umfasst die elf Predigten, die Nikolaus von Weihnachten 1431 bis Epiphanie 1440 im Autograph hinterlassen hat. Für diese lange Zeit sind das nur wenige an Zahl. Doch die Thematik ist umso weiter gespannt; denn diese reicht von der ewigen Geburt des Wortes in Gott (XI u. XVI) über dessen Inkarnation als Geburt zu integralem Menschsein (XVII u. XIX) sowie über die Heilsbedeutung (XVIII und XX), auch über den »descensus« und die Auferstehung Jesu Christi (XII), bis zur theologischen Sinndeutung der hierarchisch gegliederten Kirche (XXI) und der Aufnahme Mariens in den Himmel (Skizze XIII-XV). Für jeden dieser Themenbereiche sind auch wiederum neue Quellen erschlossen, darunter, diesmal besonders ergiebig, solche aus der spätmittelalterlichen Tradition. Mehr als im ganzen übrigen Schrifttum des Nikolaus von Kues finden sich hier auch ausgesprochen »scholastische« Partien. Nirgends sonst ließ er sich so sehr auf die skotistische Terminologie sowie auf den deutschen Scholastiker Heinrich von Langenstein ein. Doch auch z.B. aus der Vita Christi des Ludolf von Sachsen.sowie aus Predigten des Petrus Rogerii (= Klemens VI.) und des Heinrich von Friemar d.Ä. schöpft er hier. Besonders reizvoll sind in diesem Faszikel das erste Auftauchen und der Nachklang von Lieblingsgedanken des ersten großen Werkes De concordantia catholica, vor allem aber die Schlaglichter, die auf die weitere und auf die unmittelbare Vorgeschichte mancher Leitideen von De docta ignorantia fallen.
Autorenportrait
Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) kommt 1401 im heutigen Bernkastel-Kues zur Welt. Nach kurzem Studium der freien Künste in Heidelberg widmet er sich an der Universität Padua dem Kirchenrecht. Nach der Priesterweihe um 1440 wird Nikolaus 1448 zum Kardinal ernannt. 1433 verfaßt Nikolaus auf dem Basler Konzil seine erste grundlegende Schrift De concordantia catholica, in der er als Jurist und Theologe eine neue Ekklesiologie, eine allgemeine Konzils- und Staatstheorie sowie eine darauf aufbauende Reichsreform entwirft. Die erste von Nikolaus zur Veröffentlichung bestimmte philosophisch-theologische Schrift De docta ignorantia ist grundlegend für das Verständnis seines Denkens. Hier entwickelt er seinen berühmt gewordenen Begriff der "coincidentia oppositorum" der theologisch von der Suche nach Gott und philosophisch von der Jagd nach Weisheit geleitet ist. Mit der Einsicht in das Nichtwissen des Wissens distanziert sich Nikolaus von der ontologisch bedingten Erkenntnismetaphysik der Hochscholastik, um ein neuzeitliches Wahrheitsverständnis zu begründen. Nikolaus von Kues verbringt die letzten sechs Jahre seines Lebens am Hofe des Papstes in Rom und stirbt 1464.