30 Jahre Grenze und Nachbarschaft in Zentraleuropa
Literatur, Kultur und Geschichte
Müller-Funk, Wolfgang / Budnák, Jan / Urválek, Aleš / Pospíšil, Tomáš
Erscheinungsjahr:
2022
Beschreibung
Ende 2019 jährte sich zum dreißigsten Mal der Jahrestag der Samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei. Im vorliegenden Band wird dies zum Anlass genommen, die Geschichte der politischen, kulturellen und literarischen Grenzziehungen und Nachbarschaften im Zentraleuropa des 20. Jahrhunderts neu zu sichten. Die Überblicks- und Fallstudien lassen mit großer Deutlichkeit die zentraleuropäische Interkulturalität hervortreten - als Korrektiv des scheinbar durch Nationalismen und Eiserne Vorhänge getrennten Jahrhunderts. Durch paradoxe Wendungen wie "erträgliche Unzufriedenheit" (Lukás Fasora) oder "sensible Beziehungen" (Oliver Rathkolb) auf den Punkt gebracht, wird in den Beiträgen die Koexistenz von Grenzlinien und Grenzüberschreitungen bei zentraleuropäischen "Konfliktgemeinschaften" (Jan Kren) vorgeführt. Präsentiert werden Fallbeispiele aus österreichischer und tschechischer, aber auch im weiteren Sinne (post-)habsburgischer Geschichte und Literatur.
Autorenportrait
Dr. Jan Budnák ist Mitarbeiter am Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik der Masaryk-Universität Brno/Brünn (CZ). Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk war Professor an der Univ. Wien. Seit 2018 hält er eine internationale Lehr- und Forschungstätigkeit, zuletzt am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), Wien sowie an der Univ. Sapienza in Rom. Doz. Dr. Ales Urválek lehrt am Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität Brno/Brünn (CZ). Doz. Dr. Tomás Pospisil ist Mitarbeiter lehrt am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Masaryk-Universität Brno/Brünn (CZ).
Inhalt
Oliver Rathkolb: Sensible Beziehungen. Österreich und die Tschechoslowakei (1918/1938/1945-1989)
Lukás Fasora: Das Ende der "erträglichen Unzufriedenheit": Tschechen und Deutsche in der späten Habsburgermonarchie
Stefan Michael Newerkla: Sprachen trennen und verbinden - Sprachliche und kulturelle Konvergenz in den linguistischen Arealen der ehemaligen Habsburgermonarchie
Wolfgang Müller-Funk: Zeitliche und räumliche Grenzlinien. Zwei Essays zwischen Literatur und Geschichtsphilosophie
Friedrich Polleroß: Waldviertler Juden in und aus Safov/ Schaffa
Daniel Lycka: Ort - Betrieb - Menschen. Geschichte der liechtensteinschen Ziegel- und Keramikfabrik in Postorná/Unterthemenau
Marijan Bobinac: Rijeka/Fiume, eine Stadt zwischen Staaten und Ethnien
Ales Urválek: Europa als Kuppelbau der nationalen Säulen: Europäische Memoiren von Richard Coudenhove-Kalergi und Karl Anton Rohan zwischen Österreich und Tschechoslowakei
Jan Budnák: Theodor Hartwig (1872-1958), proletarischer Freidenker in lokalen und translokalen Zusammenhängen
Milka Car: Zur Darstellung von Grenzerfahrungen in Miroslav Krlezas Novelle Der Großmeister aller Schurken [Veliki mestar sviju hulja]
Zdenek Marecek: Literarische Grenzgänger im doppelten Sinne: Karl-Markus Gauß und Beppo Bayerl an der Grenze von Staaten und Genres
Michaela Kuklová: "Bei uns in Reichenberg." Autobiographien der deutschsprachigen Komiker Paul Hörbiger, Max Böhm und Fritz Eckhardt als Verhandlungsorte der Identitäten
Gertraude Zand: Eine (poetische) Freundschaft über Zeiten und Grenzen: Bohumila Grögerová und Friederike Mayröcker
Alexandra Millner: Gedächtnis, Schuld und Sühne. Zur weiblichen Auseinandersetzung mit deutsch-jüdisch-tschechischen Schicksalen nach 1938 in den Romanen von Radka Denemarková