Beschreibung
Orpheus, Johann Ohneland, Hiob - zahlreiche Identitäten hat der deutsch-französisch-jüdische Schriftsteller Yvan Goll (1891 bis 1950) dichterisch adaptiert, um seine ambivalente Position zwischen den Nationen und Kulturen zu versinnbildlichen. In der expressionistischen Sammlung "Menschheitsdämmerung" ist er mit sieben Dichtungen vertreten. Aber nicht nur die Aufnahme in das Standardwerk des deutschen Expressionismus hat das Urteil der Literaturgeschichte über ihn bestimmt. Indem Goll zu Beginn des Ersten Weltkrieges in die Schweiz emigrierte, wo er sich dem Kreis von Pazifisten um Romain Rolland anschloss, und am Anfang des Zweiten Weltkrieges Frankreich verließ, um nach New York zu flüchten, ist die Zuordnung als Schriftsteller des Exils ebenfalls prägend für seine Nachwirkung geworden. Der Band fragt nach den Einflüssen und Wechselwirkungen der Moderne und ihrer Verlaufsformen auf sein Werk.
Autorenportrait
Professor Dr. Sikander Singh ist Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek in Saarbrücken und Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes (Saarbrücken). Dr. Hermann Gätje ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek in Saarbrücken.
Inhalt
Yvan Goll. Eine Suche nach Zeitgenossenschaft (Gertrude Cepl-Kaufmann, Düsseldorf)
Johann Ohneland - Johann Ohnesprach? Yvan Golls translinguales Werk im Kontext mehrsprachiger Schreibverfahren der literarischen Moderne (Dirk Weissmann, Paris)
Yvan Golls Poetik surrealistischer Dichtung (Karina Schuller, Münster)
"Keine Politik, direkte Tat." Yvan Goll, Germaine Berton und der Anarchismus in der Moderne (Sikander Singh, Saarbrücken)
Expressionistische Alpen-Passion. Pazifistische Idealisierung der Schweiz bei Yvan Goll und Anderen (Eva Wiegmann, Luxembourg)
Technische Zeit. Hannes Küpper und Yvan Goll (Jasmin Grande, Düsseldorf)
"Leur Charlie et notre Charlot" - Zu Yvan Golls und Fernand Légers Chaplin-Rezeption (Alexander Gaude, Münster)
Père Ubu wird Bürger. Yvan Golls Methusalem (1922) im französisch-deutschen Kontext (Hanna Klessinger, Freiburg im Breisgau)
Der Neue Orpheus - Transmediale Konstruktionen des Orpheus-Mythos im Werk von Yvan Goll, Kurt Weill und Jean Cocteau (Matthias Müller-Lentrodt, Berlin)
"Jeder ist Orpheus". Der Orpheus-Mythos und Unterweltvisionen in der Lyrik Yvan Golls (Hermann Gätje, Saarbrücken)
"Ne touchez-pas à mes arbres": Naturmythos und Modernisierung in Yvan Golls Mélusine (Manfred Schmeling, Saarbrücken)
"Todesfuge notamment nous empoigne" Yvan Golls letzte deutsche Gedichte und seine Begegnung mit Paul Celan (Barbara Wiedemann, Tübingen)
"Der Mensch hat sich die Sterne erfunden" - Konstellationen des Verhängnisses in Yvan Golls Werk (Nelia Dorscheid, Saarbrücken)