Beschreibung
In der Geschichte von Heloise und Abaelard scheint sich hohe Lust mit tiefer Tragik zu mischen: große Gefühle, überhöht durch göttliche Liebe. Ein Stoff, der sich selbst schon wie ein Mythos liest. Ein Stoff aber auch, der so aussieht, als basiere er tatsächlich weniger auf Geschichten als auf Mythen und trage diese nur weiter und weiter, um ein gesellschaftliches Bedürfnis zu erfüllen, dem durch Fakten nicht beizukommen ist. Der Satz etwa Ich liebe dich kann heute, wie es heißt, nur noch als Zitat ausgesprochen werden. Ist es also auch mit den großen Liebes-Geschichten vorbei? Gibt es Liebe dann nur noch als Wortspiel, als Code, als Ironie? Und die Liebe selbst? So geht der spätmoderne Blick zurück ins Mittelalter. Doch auch dort: nur Ironie und Wortspiele? Keine Wahrheit, keine wahre, schöne Liebesgeschichte? Wird also immer wieder nur eine schöne Geschichte erzählt, die Liebesideologie des 12 Jahrhunderts, vermischt mit der des bürgerlichen 18. Jahrhunderts, bis heute verbreitet? Kämen so nicht die Märchen über Heloise und Abaelard als Kopiervorlage, als Kitsch oder als Ideologie in die Welt? Wird der Mythos freilich weggezogen, kommt eine andere Geschichte zum Vorschein, eine wahrlich bislang unerhörte. Die Schönheit weicht dem Schrecken und dem Erschrecken über das, was Menschen, Päpste eingeschlossen, anderen antun können. In diesem Buch ist sie zu lesen.