Beschreibung
Das Tagebuch ist ein auf Zeit geschlossener Kontrakt mit sich selbst. Aber was leistet diese Gattung im Schnittpunkt von Handlung und Text? Worin unterscheidet sich das Tagebuch von den anderen Gattungen des autobiographischen Diskurses, der Autobiographie etwa oder dem Brief, die auf je eigene Weise Zeit konfigurieren? Vor dem Hintergrund der Gattungs-Topik legt Arno Dusini die Signifikanz der Schriftträger (Blatt, Heft, Buch) für diese Textform frei und erschließt die Möglichkeiten, die sich dem Erzählen in Tagen durch seine materialen Bedingungen eröffnen. Er zeigt, wie das Tagebuch diese Möglichkeiten explizit aufnimmt: im tagtäglichen Anfangen, Enden und Datieren; im Akt der Verzettelung, der Abheftung oder Verbuchung von Lebenszeit. Die erstaunliche Stabilität und Flexibilität dieser Gattung verdeutlicht er an den Tagebüchern berühmter Autoren u.a. Franz Kafka, André Gide, Thomas Mann, Virginia Woolf, Cesare Pavese, Anne Frank.