Beschreibung
Jede bewußte oder unbewußte Interpretation des Todes strahlt aufs Verhältnis zu sich und zum Anderen aus. So kann die Angst vor dem als Ende des Ich interpretierten Tod zu einer 'furchtbaren Vergrößerung des Ich' (Canetti) führen, die eine radikale Reduzierung oder Aneignung des Anderen, nämlich all dessen, was nicht Ich ist, zur Folge hat. Wo der Tod als Negativität des Nicht-Könnens erfahren wird, äußert sich der Widerstand gegen ihn als eine krankhafte Akkumulierung der Macht. Wird der Tod als das Andere der Identität interpretiert, so unterdrückt die Negation des Todes jeden Ansatz zur Verwandlung. Das Buch verfolgt diese komplexe Verquickung zwischen Tod, Macht, Identität, Alterität und Verwandlung über die interpersonale Dimension hinaus bis in den Erkenntnis- und Urteilsprozeß hinein. Im Zuge dieser Fragestellung werden u. a. Hegel, Kant, Heidegger, Levinas und Canetti einer kritischen Analyse unterzogen. Dabei wird ein anderes Sein zum Tod skizziert, dem jenes Sein zum Anderen entspricht, das nicht im Zeichen der Aneignung steht. Formuliert wird ein freundlicher Aufenthalt in der Welt, der einer singulären Sterblichkeitserfahrung entspringt.