Beschreibung
Dies sind Beobachtungen, Begegnungen, Gespräche im öffentlichen Raum, die ich in den letzten 40 Jahren notiert und großenteils veröffentlicht habe. Sie erzählen vom Ansehen der Anderen. Wie sich der öffentliche und der private Raum durchdringen, das hat mich immer beschäftigt und war für meinen Beruf konstitutiv. Im öffentlichen Raum schauen wir uns an. Sofern es uns denn gibt in dem Anschauenden. Vielleicht gab es uns in ihm, bevor er den Raum betrat und gibt uns nicht mehr danach. Vielleicht aber auch gab es uns nicht mehr oder hat uns nie gegeben in dem Anschauenden, doch er ahnt uns in sich, nachdem er den öffentlichen Raum wach durchgangen ist. Der öffentliche Raum verkommt, wenn man ihn sich selbst überlässt. Aber auf tröstliche Weise: Er wächst zu. Und zwar in Zeitmaßen, die es uns erlauben, darauf zu reagieren, eingreifend, zuschauend, wegsehend.
Autorenportrait
Martin Ahrends wurde 1951 in (West-)Berlin Zehlendorf geboren, er zog mit den Eltern 1957 nach Kleinmachnow (DDR). Abitur 1970 in Potsdam, Studien der Musik, Philosophie, Theaterregie in Berlin, wo er als Redak-teur einer Zeitschrift für ernste Musik und als wissenschaftlicher Mitarbei-ter an der Komischen Oper tätig war. Nach einem politisch begründeten Arbeitsverbot stellte er 1982 einen Ausreiseantrag, dem 1984 stattgege-ben wurde. In Hamburg war er zwischen 1986 und 94 Redakteur und frei-er Mitarbeiter der Wochenzeitung DIE ZEIT, seither ist er freier Autor. Ne-ben zahlreichen publizistischen Arbeiten hat er literarische Texte veröffent-licht: Erzählungen, Essays, Romane u. a. bei Kiepenheuer & Witsch in Köln, bei Wallstein in Göttingen und im Aufbau Verlag Berlin.