Beschreibung
Dieser 10. Band der chronologisch aufgebauten "Mundartbibliothek" für das südliche Westfalen erschließt sehr unterschiedliche Werke dreier Autoren aus dem Kreis Soest und dem märkischen Sauerland: Ludwig Schröder (1863-1934) aus Soest hat als Stadtkind bei Freunden der Eltern in der Nähe von Anröchte Platt gelernt und lebte später als Lehrer in Iserlohn. Sein letztes Mundartbuch "Pückelken" (1925) enthält vor allem Kalendergeschichten, wobei die ernsteren Stücke z.T. sehr "vaterländisch" und rückwärtsgewandt ausfallen. - Der Lüdenscheider Friedrich Wilhelm Haase (1874-1920) macht uns in seinem Werk "Buer un Reimester" (Bauer und Reidemeister) bekannt mit lutherischen Bauern und dem metallverarbeitenden Gewerbe im frühen 19. Jahrhundert. Ihm gelingt eine bemerkenswerte Verbindung von sachbezogener Leutekunde und Heimaterzählung. - Der Arbeiter Fritz Linde (1882-1935) aus der Gemeinde Kierspe hat als Autodiktat zum Schreiben gefunden und begann nach dem 1. Weltkrieg mit literarischen Versuchen in der Sprache seiner Kinderzeit. Lindes gesammelte Mundartprosa aus dem Werk "Hiarkelmai" besteht aus autobiographischen Skizzen, erzählten Menschenschicksalen, Legenden und klassischen Schwänken.
Autorenportrait
Ludwig Schröder, geboren am 26.6.1863 in Soest, gestorben am 17.11.1934 in Iserlohn. - 1879 bis 1883 Besuch des Soester Seminars. Seit 1883 lebte er als Lehrer und später Konrektor in Iserlohn. Um Archiv und Bibliothek der Stadt Iserlohn hat er sich verdient gemacht. Als Rezensent und Autor des Wegweisers "Westfälische Heimatliteratur" (1926) widmete er sich der Mundartliteratur, wobei die Anzahl der Beiträge über Ferdinand Krüger und das Vorliegen von drei Briefen an Johann Hinrich Fehrs (1902-1907) sein Interesse an der ernsten Richtung anzeigen. Seine plattdeutschen Werke: Chronika van Saust (1896), Riägenbuogen (1906), Pückelken un annere Geschichten in Sauster Platt (1925). - L. Schröder sprach von Hause aus kein Soester Platt. Offenbar wegen einer schwächlichen Konstitution verbrachte er einen Teil der Kindheit bei Freunden der Eltern auf dem Lande (Familie Schmidt), wo er neben dem Schulbesuch in (Anröchte-)Altengeseke auch Kühe hütete: "Ick was joa 'n Stadtkind un konn kein Woart Platt kuiern, as ick no Schmidts henkam. Dat smidderige Jüngesken soll op 'm Lanne räoe Backen kruigen un en deftigen Käl wären. Dat is joa niu nit geroan ... Ower ick hewwe doa Platt lährt, un dat ganz fix ... un süs no allerhand, wat en Minsken briuken kann, dei van Biuern un Städters wat vertellen sall, wann he moal gräot is" (Anthologie: Das plattdeutsche Westfalen 1921).