Beschreibung
Der Begriff Szenografie hat in nicht wenigen Disziplinen seine Heimstatt gefunden: Architektur, Bühne, Kunst, Design, Kuration, Landschafts- wie Stadtplanung und Kunstwissenschaft sind nur einige der Fachrichtungen, die Szenografie als Bezeichnung raumbezogener ästhetischer Phänomene in ihr Vokabular aufgenommen haben. Es hat sich ein Fachdiskurs zum Szenografischen entwickelt, bei dem nicht selten eine rhetorische Eigenlogik, eine argumentative Dynamik und ein interdisziplinärer Begriffstransfer zu beobachten ist. Mutmaßlich wird hier ein Handlungsbedarf indiziert: Es gilt offenbar, eine universale Gestaltungsaufgabe begrifflich wie inhaltlich zu erschließen. Aus historischer Sicht tritt die Szenografie zu Beginn des 20. Jahrhunderts an die Seite des Ausstellungsdesigns, wobei Architektur, Bühne, Kunst und Wissenschaft Pate gestanden haben. Aus kunstwissenschaftlicher Perspektive ist es die Moderne, d. h. der geistes-, sozial- und politikgeschichtliche Zeitraum seit dem 18. Jahrhundert, die vornehmlich in den Blick genommen wird. In dieser Zeitspanne findet das Szenografische seine intensivste formale wie konzeptuelle Ausprägung, eingedenk offensichtlicher Vorgänger in den vorausgehenden Jahrhunderten. Die nachweisliche universale Einsatzfähigkeit dieser Gestaltungsrichtung und die Vielfalt seiner Erscheinungsweise legt es mehr als nur nahe, eine transdisziplinäre Sichtung vorzunehmen. Die vorliegende Publikation folgt diesem Grundgedanken, indem die Auswahl von Quellentexten nicht bei der Beschreibung von kuratorischen Szenografien in Museen, Kunstsammlungen oder Pendantsystemen belassen wird, sondern eröffnet eine mehr kulturgeschichtliche Perspektive, die die Konkurrenzmedien wie Panorama, Passage, Warenhaus oder Messe einbezieht. Auch Reisebeschreibungen von Kulturstätten oder Urbanitäten finden Eingang in die Publikation, um das Augenmerk der Forschung auf den literarischen Aspekt der Szenografie zu lenken. So reicht die Spanne der Texte von der reinen Inventur über eine erste wertende Sichtung bis zur analysierenden Interpretation, die die reale Szenerie als Symptom einer allgemeinen Entwicklung betrachtet.