Beschreibung
Verbot von harten Drogen, Schulpflicht, Sachtransfers anstelle von Geldleistungen für einkommensschwache Familien, Gurten-, Helm- und sonstige Pflichten zum Selbstschutz: dies alles sind staatliche Maßnahmen, die auf Basis der Konsumentensouveränität nicht gerechtfertigt werden können. Dennoch finden viele solche Maßnahmen plausibel. Wie aber grenzt man plausible Maßnahmen zum Vorteil vieler von Bevormundung und Paternalismus ab? Das in der Wirtschaftstheorie verwendete Konzept meritorischer Güter scheint oft nicht hinreichend trennscharf.
In diesem Band werden neben Anwendungsfällen (Regelung der Alterssicherung, Familienpolitik, Energiekonsum, Pharmaka) Befunde der Verhaltensökonomik und experimentellen Ökonomik sowie neuere Ansätze wie jenes des Libertären Paternalismus vorgestellt. Diese bieten eine differenzierte und konstruktive Perspektive auf einen Bereich staatlicher Maßnahmen, der ebenso heikel wie grundlegend ist.
Es erweist sich, dass eine systematische Diskussion der Grenzen der Konsumentensouveränität individualistische Ansätze nicht schwächt, sondern diese vielmehr stärker macht. So sollte nicht übersehen werden, dass der Mensch als Bürger (homo politicus) einen grundlegend anderen Entscheidungshorizont haben kann denn der Mensch als Konsument (Marktteilnehmer).
Inhalt
- Richard Sturn
Grenzen der Konsumentensouveränität und die Perspektiven der Meritorik
- Gebhard Kirchgässner
Sanfter Paternalismus, meritorische Güter und der normative Individualismus
- Jonathan F. Schulz und Christian Thöni
Paternalismus, Rationalität, systematische Fehler, nudges: Befunde der experimentellen Ökonomik
- Werner Güth und Hartmut Kliemt
Consumer Sovereignty Goes Collective. Ethical basis, axiomatic characterization and experimental evidence
- Manfred Holler
Mehrdimensionale Konsumentscheidungen und Manipulation der Nachfrage
- Christian Hiebaum
Korrektur individueller Entscheidungen zwischen Paternalismus und kollektivem Handeln
- Lucia Reisch
Elemente einer verhaltensorientierten Energienachfragepolitik
- Marlene Haupt
Marktbasierte Wahlfreiheit und politische Gestaltung bei der Altersvorsorge - Befunde der Verhaltens- und Institutionenökonomik
- Notburga Ott
Familienpolitik - Paternalistische Eingriffe in familiale Entscheidungen und gesellschaftliche Reproduktion
- Stefan Schlag
Pychopharmakologisches Enhancement zwischen Konsumentensouveränität und Verbraucherschutz
- Werner Pascha und Markus Taube
Besonderheiten wirtschaftlichen Verhaltens in Ostasien - Neuere methodische Ansätze und die Rechtfertigung von Nuding
- Ulrich Witt und Christian Schubert
Verhaltensökonomische und evolutionsökonomische Perspektiven auf Konsumentensouveränität und Wohlfahrt