Beschreibung
Agathon ist ein passionierter Reisender: Ohne Unterlass auf der Suche nach dem richtigen Daseinsort, nach der wahren Lebenslage, findet er über allerlei Ab- und Umwege letztlich zu sich selbst. Wieland hat mit der feinsinnigen und bewegten «Geschichte des Agathon» den ersten deutschen Bildungsroman geschrieben. Der griechische Philosoph Agathon entspricht kein bisschen dem Bild des abgeklärten, allwissenden Denkers; Tugend und Weisheit sind ihm nicht in den Schoß gefallen. So begibt er sich auf eine Odyssee, in der Welterfahrung zur Selbsterfahrung wird. Als notorischer Unruhegeist und leidenschaftlich Irrender muss er sich seine Weisheit erst erwerben, um sie wahrhaft zu besitzen. Agathon lernt den Überfluss ebenso kennen wie die Entbehrung, er begegnet der idealen Liebe und der verzehrenden Leidenschaft. Er ist abwechselnd Schwärmer und Asket, Platoniker und Hedonist, Weltverbesserer und Menschenfeind. Doch letztlich sind es gerade die Abwege und Widersprüche, die ihn zur Lebensweisheit geleiten. Mit der feinsinnigen, bewegten «Geschichte des Agathon» hat Wieland die Tradition des deutschen Bildungsromans begründet - Bildung nicht bloß als Beschlagenheit, sondern als Herzens- und Persönlichkeitsbildung verstanden. Die von Rolf Vollmann ausgewählte Erstfassung enthält die ganze sprachliche Frische eines lustvollen, befreiten Schreibens.