Beschreibung
Die Bibel ist das große Trost- und Mahnbuch der westlichen Zivilisation. Hier findet die Ethik der Nächstenliebe und der Tötungsächtung ihren Ausgangspunkt. Aber die Bibel strotzt vor Gewaltszenen, ihre Protagonisten sind häufiger Rache- als Friedensengel. So ruft Moses auf: Laß in dir kein Mitleid aufkommen! Und Jesus verkündet: Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Zwietracht. Genau gelesen, scheint die Bibel eher Totschlag und Völkermord zu rechtfertigen. Wieso hat sie dann aber jahrtausendelang als Richtschnur unserer Liebesmoral dienen können? Der Autor unternimmt eine genaue Lektüre insbesondere der ersten Bücher des Alten Testaments und zeigt diese als ein Konzept systematischer Beschwichtigung und Befriedigung des menschlichen wie zugleich göttlichen Tötungsappetits durch Gewalttaten und Schlachtopfer: Wen Gott liebt, dem verlangt er ein Sohnesopfer ab. Schulte zeigt auch, wie dieser Tötungsappetit immer wieder systematisch erzeugt wird: durch eine Gottesvorstellung, aus der alles Weibliche eliminiert worden ist.
Autorenportrait
Prof. Dr. Schulte, geb. 1937, studierte Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften und ist seit 1971 Professor für Philosophie an der Universität zu Köln. Er lebt dort mit seiner Familie und arbeitet als Bildhauer, Maler und Publizist.