Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Pädagogik - Familienerziehung, Note: 2, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Stieffamilien - ihre Geschichte, Strukturen und Interaktionsformen, Sprache: Deutsch, Abstract: Wer kennt sie nicht, all die Mythen, die sich um die Stiefmütter in Märchen ranken? Die Böse Mutter, die ihren Mann unterjocht und die Kinder des Vaters ablehnt, misshandelt und unterdrückt. Hänsel & Gretel der Gebrüder Grimm ist hierbei nur ein Paradebeispiel. Über all die Jahrhunderte hat sich das Bild der Bösen Stiefmutter etabliert. Erst heute, mit dem Aufkommen von Gleichberechtigung, Emanzipation, Liberalismus und einer sich zunehmend verändernden Familiensoziologie innerhalb der Gesellschaft bröckelt das Bild der einseitig beschriebenen Stiefmutter, zumindest in der Professions- und Fachöffentlichkeit. Und diese ist seit jüngster Zeit auf universitärer Ebene redlich bemüht, mittels empirischen Forschungsergebnissen auch der Öffentlichkeit ein neues Stiefmutterbild, aber auch ein modernes Stiefvaterbild, zu vermitteln. Sucht man in der pädagogischen Lexikaliteratur nach den Begriffen Stieffamilie oder Stiefkind, so sucht man dort vergeblich. Erst seit Beginn der 80er Jahre wird das Phänomen Stieffamilie als sozialwissenschaftlicher Forschungsgegenstand empirisch erfasst und findet allmählich Einzug ins gesellschafts- bzw. sozial- und erziehungswissenschaftliche Bewusstsein. Das Thema des Seminars beschäftigt sich mit der Entwicklungshistorie, den Strukturen und Interaktionsformen von Stieffamilien. Insofern soll mit dieser Hausarbeit der aktuelle Stand der Forschung zum Thema skizziert werden. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt neben den Strukturen der Elterlichen Subsysteme vor allem in der Beschreibung der Kinder innerhalb von Stieffamilien sowie ihrer Beziehungen zu den Geschwistersystemen. Um dieses Thema bearbeiten zu können sollen in den ersten beiden Abschnitten die Begriffe Familie bzw. Stieffamilie und Stiefkinder geklärt werden um an späterer Stelle die Stellung der Kinder im Familiensystem aufzeigen zu können. Im dritten Kapitel wird sich eingehender mit der Rollenbildung innerhalb eines Stieffamiliensystems beschäftigt, um die Kommunikations- und Interaktionsmuster als Rahmenbedingungen aufzeigen zu können. Im Anschluß daran zeige ich auf, wie Kinder den Verlust eines Elternteils erleben und welchen Loyalitätskonflikten sie ausgesetzt sein können. Danach stelle ich die verschiedenartigen Möglichkeiten der Geschwisterbindungen zu leiblichen und Stief- oder Halbgeschwistern mitsamt ihren Erscheinungen auf.
Autorenportrait
Ralf-Peter Nungäßer ist Diplom-Sozialpädagoge und Diplom-Pädagoge. Er betreibt eine Pädagogische Praxis mit Tätigkeiten für Bildungsträger und Privatpersonen als Lehrbeauftragter, Dozent, Berater, Autor und Gutachter.