Beschreibung
Diese Arbeit untersucht die Novelle Die Reisebegegnung von Anna Seghers nicht als isoliertes Werk einer Autorin, sondern als Symptom der Möglichkeiten und Grenzen des innovativen Schreibens in der DDR zu Beginn der siebziger Jahre. Anna Seghers griff mit dieser Novelle in die «Erbe»-Debatte der frühen siebziger Jahre ein, an der sich Fragen um den sozialistischen Realismus entzündeten. Gleichzeitig verfremdete sie diese Debatte durch die allegorische Darstellung der Poetiken der Romantik, des frühen Realismus und der Moderne in den Figuren E.T.A. Hoffmanns, Gogols und Kafkas und ging somit über den unmittelbaren literaturpolitischen Anlaß hinaus. Gegen das Postulat einer objektiven Zeit setzt sie einen subjektiven Zeitbegriff, der die Bereiche des Traums, der Phantasie und der Erinnerung einschließt.
Autorenportrait
Die Autorin: Anette Horn ist Associate Professor an der University of the Witwatersrand, Johannesburg. Zahlreiche Publikationen zu Jean Paul, Friedrich Nietzsche, Robert Musil, Franz Kafka, Anna Seghers, Uwe Timm und Jürgen Fuchs.