Beschreibung
Kein Schriftsteller der Goethezeit hat in den letzten 30 Jahren eine derart fulminante Aufwertung erfahren wie Karl Philipp Moritz (1756-93). Heute kennt man ihn als höchst eigenständigen und ungemein folgenreichen Kopf: als die intellektuell vielseitigste und innovativste Persönlichkeit der Berliner Spätaufklärung, vor allem aber als wirkungsmächtigsten Vermittler im Spannungsfeld zwischen Klassik und Romantik. Dieser Band bietet einen Querschnitt durch alle Themenbereiche, die nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den dichterischen Werken und der Erfahrungsseelenkunde stehen und insbesondere die großen Würfe Anton Reiser und Über die bildende Nachahmung des Schönen vorbereiten. In der ersten Textgruppe (Popularphilosophie) folgen auf die Essays zu existentiellen Grundfragen die pragmatischen Arbeiten: Die Programm-Entwürfe zur Pädagogik, die Reflexionen über Sprache, die Predigten sowie die Freimaurer-Schriften. Die zweite Textgruppe (Reisen) umfaßt die großen Erfahrungsberichte aus England und Italien und ergänzt diese Schilderungen durch die Dokumente der Deutschlandreise 1785 (erstmals seit 1786 wieder gedruckt). Die dritte Textgruppe (Ästhetische Theorie) versammelt die Arbeiten zur Literatur Literaturkritik, die kunsttheoretischen Aufsätze sowie die grundlegenden Essays zur Mythologie.
Autorenportrait
Karl Philipp Moritz wurde am 15. September 1756 in Hameln geboren. Er wuchs in ärmlichen, vom Pietismus geprägten Verhältnissen auf. Eine Hutmacherlehre in Braunschweig brach er wegen unerträglicher Behandlung ab. Ab 1771 besuchte er das Gymnasium in Hannover. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, Schauspieler zu werden, wurde Moritz 1778 Lehrer und später Gymnasialprofessor am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster. 1779 trat er den Freimaurern bei und pflegte Kontakte zu den führenden Berliner Aufklärern. Zudem war er mit Goethe, der ihn wie einen jüngeren Bruder ansah, Moses Mendelssohn und Asmus Jakob Carstens befreundet. 1789 erhielt Moritz eine Professur der Theorie der schönen Künste an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin. Zu seinen Schülern zählen unter anderen Ludwig Tieck, Wilhelm Heinrich Wackenroder und Alexander von Humboldt. Er war ein großer Bewunderer von Jean Paul. 1791 wurde Moritz in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und zum preußischen Hofrat ernannt. Moritz starb am 26. Juni 1793 in Berlin an einem Lungenödem, der Folge einer Krankheit, an der er seit seiner Jugend litt.