Beschreibung
Braudel setzte seine immensen Kenntnisse für eine neuartige Geschichte Frankreichs ein. Er lenkt den Blick auf die langfristige Entwicklung der natürlichen Räume, der regionalen Wirtschaftsstrukturen und des Alltagslebens. Nicht die Metropole Paris steht im Mittelpunkt, sondern das bislang noch reichlich unentdeckte Frankreich der Provinzen, der Dörfer und Marktflecken. Von den geographischen und klimatischen Besonderheiten spannt sich der Bogen über die Sprachen und Dialekte, über die Siedlungs- und Urbanisierungsformen, die Entstehung der Verkehrs- und Handelswege bis hin zu einer Kulturanthropologie der französischen Bevölkerung. Am Ende erweist sich Frankreich, dessen Identität so unbestreitbar festzustehen schien, als ein Land der Gegensätze, das seine historische Einheit durch alle Epochen hindurch stets von neuem herstellen musste.
Autorenportrait
Fernand Braudel (1902-1985) wird weltweit als einer der großen Historiker unseres Jahrhunderts angesehen. Seit er die Herausgeberschaft der epochemachenden Zeitschrift »Annales« übernahm (1946), galt er als führender Kopf der »Nouvelle Histoire«. Er habilitierte sich 1946 mit seiner bahnbrechenden Studie über den Mittelmeerraum zur Zeit Philipps II. 1949 wurde er auf den Lehrstuhl für Zivilisationsgeschichte am Collège de France berufen, wo er 20 Jahre lehrte. Er war Präsident der 6. Sektion der Ecole des Hautes Etudes, zwanzigfacher Ehrendoktor, Mitglied von zwölf Akademien (darunter die Bayerische Akademie der Wissenschaften), Träger fünf hoher Orden. 1962 gründete er das "Maison des sciences de l'homme" in Paris. Am 30. Mai 1985 wurde er in die Académie Française aufgenommen. Im November 1985 verstarb Fernand Braudel im Alter von 83 Jahren.