Beschreibung
Ein Begriff wurde zur Institution in der Soziologie und ein Ende seiner Kon junktur ist nicht in Sicht: 'Identitiit'. Teils defmiert, teils stillschweigend vor ausgesetzt, bezeichnet auch in den Nachbardisziplinen wie Psychologie oder Er ziehungswissenschaft die Identitiit des Ichs eine Personlichkeitsstruktur, die als erkHirtes oder unausgesprochenes Ziel jene Form von Subjektivitiit anvisiert, die sich als entfaltete und befreite versteht. Daneben wird Identitiit ebenso in populiirwissenschaftlichen Theorien fast jeder Couleur, in Therapiegruppen, in politischen wie privaten Diskussionsrunden wie auch in impliziten Alltagskon zepten von Individuen von einem Hoch getragen. Vnd vieUeicht hat Erik H. ERIKSON mit seiner schon sehr programmatisch klingenden Forderung recht, daB das 'Studium der Identitiit' heute dieselbe Bedeutung habe,. wie das 'Stu dium der Sexualitiit' zu Zeiten Sigmund FREUDs. ! Die strategische Frage von ERIKSON miiBte jedoch prazisiert werden, ja verschiirft werden: Lost der Identitiitsbegriff seine Zielsetzungen ein oder versteUt er die Entwicklung zu einer entfalteten Subjektivitiit? Mit der vorliegenden Arbeit soU der Versuch gemacht werden, 'Identitiit' und die dazugehorigen Bestimmungen wie Kontinuitat, Konsistenz usw. darauf bin zu befragen, inwieweit sie zu einer entfalteten Subjektivitatsbildung beitra gen oder inwiefern sie diese eventueU sogar verbindern. Diese kritische Revi sion des Anspruchs von Identitiit und der daraus entwickelten Merkmale konn te dazu verhelfen, den Stellenwert von Identitiit in einer relativierten Perspekti ve neu zu bestimmen oder Pfade eines alternativen Verstiindnisses von Subjek tivitiitsentfaltung daraus zu gewinnen. Dabei ergibt sich jedoch eine Schwierigkeit.
Autorenportrait
Inhaltsangabe1. Zu den Bedeutungsebenen von 'Identität'.- 1.1. Logische Identität.- 1.2. Epistemische Identität.- 1.3. Persönliche Identität.- 2. Kritikmaßstäbe und das exemplarische Modell von HABERMAS.- 3. Zur Gliederung der Arbeit.- 1: Das Modell der ICH-Identität von Jürgen Habermas.- I. Der Begriff der Ich-Identität.- 1. Deskriptiver Identitätsbegriff: Ich als Interaktionskompetenz.- 2. Normativer Identitätsbegriff: Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung.- 2.1. Sittliches Verhältnis und Konstitution von Subjektivität.- 2.2. Zerstörte Sittlichkeit als entzweites Verhältnis.- 2.3. Die kommunikationstheoretische 'Sittlichkeit': Versöhnung, Vernunft und Freiheit als Verständigung, kommunikative Rationalität und Ich-Identität.- 2.3.1. Versöhnung als Verständigung.- 2.3.2. Vernunft als kommunikative Rationalität.- 2.3.3. Freiheit als Ich-Identität.- 2.4. Ich-Identität als Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung.- II. Kompetenzen der Ich-Identität.- 1. Kontinuitätsbildung in der Lebensgeschichte.- 2. Gestufte Identitätsbildung und flexible Prinzipienorientierung.- 2.1. Stufen der Identitätsbildung.- 2.1.1. Stufe 'natürliche Identität'.- 2.1.2. Stufe 'Rollenidentität'.- 2.1.3. Stufe 'Ich-Identität'.- 2.3. 'Kommunikative Verflüssigung' moralischen Bewußtseins und innerer Natur.- 3. Wahrung der zeitlichen und räumlichen Konsistenz (personale und soziale Identität).- 3.1. Konsistenz /Einheit.- 3.2. Personale Identität.- 3.3. Soziale Identität.- 4. Situations- und Krisenbewältigung (Balance von personaler und sozialer Identität).- 4.1. Integrierender Aufbau neuer Identitäten durch Umorientierung.- 4.2. Balance von personaler und sozialer Identität.- 5. Unverwechselbare Lebensgeschichte durch Selbstidentifikation.- 5.1. Abgrenzung der Subjektivität und intersubjektive Anerkennung der Selbstidentifikation.- 5.2. Formen und Stufen der Selbstidentifikation.- 5.2.1. Formen der Selbstidentifikation.- 5.2.2. Stufen der Selbstidentifikation.- 5.3. Selbstidentifikation als indirekte Selbstrepräsentation.- 2: Kritik der ICH-Identität.- III. Das Verhältnis von Identität und Nichtidentität.- 1. Der herrschende Zwang von Identität.- 2. Der notwendige Zwang von Identität.- 3. Der Zwang einer 'verwilderten' Identität.- 3.1. Die verwinkelte Dialektik von Identität und Nichtidentität.- 3.2. Die zum Primat erhobene Identität.- 4. Die Rettung des Nichtidentischen durch dessen Evozierung.- IV. Kritik der Kompetenzen von Ich-Identität.- 1. Einebnung der Erlebnisse durch Kontinuität:Das Subjekt als Differenz.- 1.1. Kontinuität, Subjektgeschichte und Differenz.- 1.2. Kontinuität und Diskontinuität.- 1.3. Kontinuitätsbildung als Krisenstrategie.- 2. Prinzipienorientierung: Ausblendung von Sinnlichkeit und halbierte Rationalität.- 2.1. Prinzipienorientierung und universalistische Moral.- 2.2. Indirekte Ausblendung von Körper und Sinnlichkeit.- 2.3. Übergeordnete Orientierung an Rationalität.- 3. Konsistenz als Zwangsstruktur - dis Subjekt als 'Vielheit'.- 3.1. Kritik der 'Einheit'.- 3.1.1. Zwangsstruktur und Selbst-Herrschaft.- 3.1.2. Problematik der Einheitsbildung.- 3.1.3. Gesellschaftlich induzierte Fragmentierung.- 3.1.4. Das Subjekt als 'Vielheit'.- 3.1.5. Zur Dialektik von Einheit und Vielheit.- 3.2. Verdünnte Versöhnung und Fixierung der Entzweiung.- 4. Balancierende Krisenbewältigung: Anpassung statt entäußerter Subjektivität.- 4.1. Die Begrenztheit von 'Einzigartigkeit' und 'Gleichheit'.- 4.2. Anpassung, Warencharakter und Selbsterhaltung.- 5. Selbstidentifikation als bloße Selbst-Erhaltung.- 5.1. Selbstidentifikation als buchhalterische Selbstverwaltung.- 5.2. Erweiterung der 'indirekten Selbstrepräsentation'.- 5.3. Mimesis als Herstellung von Subjektivität im Verhältnis.- V. 'Zwanglose Identität' als spielerische Subjektentfaltung.- 1. Spielerische Subjektentfaltung als ästhetische Inszenierung der Lebenswelt.- 2. Poiesis als spielerisch-ästhetische Selbsterzeugung im mimetischen Verhältnis.- 3. Die Schein-Welt des Spiels als Vor-Spiel von Lebensentwürfen