Beschreibung
Die Bearbeitung und Erforschung archäologischer Funde ist ein Prozess, der auch bekannte Fundgruppen trotz älterer Bearbeitungen immer wieder in den Fokus moderner Arbeiten stellen muss. Dies gilt auch für die S-förmigen Schließhaken, die schon seit dem späten 19. Jahrhunderts als Leitfunde der römischen Kaiserzeit im Barbaricum, insbesondere in den Regionen der südlichen Ostseeküste, verstanden und interpretiert wurden. Doch obwohl diese Gruppe signifikant und relativ leicht identifizierbar ist, gibt es schon bei der Funktionszuweisung Unsicherheiten und divergierende Forschungsmeinungen. Zahlreiche Neufunde dieser Materialgruppe in variantenreichen archäologischen Kontexten ließen erkennen, dass die älteren Interpretationsmodelle nicht mehr hinreichend sind und einer Überprüfung und Weiterentwicklung bedürfen. Mit seiner im Sommer 2018 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vorgelegten Dissertation schließt Krzysztof Patalan diese Lücke und dies nicht nur mit einer mehr als 800 Exemplare umfassenden Neuaufnahme der Fundgruppe, sondern auch mit einer neuen typologischen Gliederung und technischen Einordnung. Bemerkenswert und innovativ ist der Ansatz des Verfassers, dass eigentlich aus der Steinzeitforschung stammende Konzept der Chaîne opératoire auf die S-förmigen Schließhaken zu übertragen. Dabei wird die Produktion dieser Gegenstände in einem Geflecht von handwerklichem Können, Kunstfertigkeit und Tradition gesehen, wobei es für die kaiserzeitliche Forschung erweitert in einem ökonomischen und kulturübergreifenden System betrachtet werden muss.