Beschreibung
Der erste Band der Ausgewählten Werke Nathan Söderbloms war der Frage gewidmet, wie die These, dass Gott sich in allen Religionen offenbart, sich mit der Überzeugung des christlichen Glaubens verbinden lässt, dass nur in Christus das Heil zu finden sei. Im vorliegenden Band geht es ganz analog um die Behauptung, dass einerseits die großen christlichen Konfessionen Orthodoxie, römischer Katholizismus und Protestantismus prinzipiell gleichberechtigt seien, andererseits die evangelische Auffassung die konsequenteste Ausformung des christlichen Glaubens darstelle. Beide Sätze scheinen im Widerspruch zur Forderung der Einheit der Kirche zu stehen. Söderblom löst das Problem, indem er die Einheit nicht als eine solche von Lehre und Institution versteht, sondern als die Einheit des allen Konfessionen gemeinsamen, persönlichen Glaubens an Jesus Christus. Dieser Glaube hat sich, wie das bei allen Weltreligionen der Fall ist, in seinen konkreten Gestalten geschichtlich ausdifferenziert. Es ist eine Einheit in Mannigfaltigkeit, die durch einen Weltrat der Kirchen zu verkörpern wäre. Jeder Versuch, sie durch Formelkompromisse in der Lehre oder durch Lippenbekenntnisse zu einer institutionellen Autorität zu uniformieren, wäre unwahrhaftig. Damit jedoch die Einheit des Glaubens sichtbar wird, müssen die verschiedenen Kirchengemeinschaften in der Praxis zusammenarbeiten, z. B. zur Linderung der materiellen und seelischen Not nach dem I. Weltkrieg. Das ist der Grundgedanke der ökumenischen Konferenz in Stockholm 1925. Dass der Vatikan der Einladung dazu auf Grund seines Kirchenideals einer institutionellen Einheit nicht folgen würde, war Söderblom durchaus klar. Doch hat er die Hoffnung, dass sich die evangelische Sicht in diesem Punkt langfristig durchsetzen werde, nie aufgegeben.