Beschreibung
Die Studie verfolgt im wesentlichen drei Grundanliegen: Sie versucht eine funktionale Neuorientierung des literaturwissenschaftlichen Umgangs mit stigmatisierter Literatur, sie beabsichtigt eine spezifische Erweiterung des sozialgeschichtlichen Ansatzes, indem der Schwerpunkt der Literaturbetrachtung verstärkt auf mentalitätsgeschichtlich relevante Diskurse gelegt werden soll, und sie ist bestrebt, den methodisch-heuristischen Wert einer konsequenten Interdisziplinarität exemplarisch aufzuzeigen. Als zentrales Ziel kann das Aufspüren mentalitätsgeschichtlich relevanter "Botschaften" in Texten mit unterhaltend-populärem Charakter formuliert werden. Mit Blick auf diese Aufgabenzuweisung wird mit Ludwig Fulda (1862-1939) ein markanter Vertreter einer "Dramatik der mittleren Ebene" vorgestellt, bei dem sich thematische Innovation und dramaturgisch-formale Tradition die Waage halten. Den ästhetischen Diskreditierungen dieser Niveauebene wird in der Studie eine Sichtweise entgegengesetzt, die auf eine funktionale Neuorientierung der kritischen Analyse von Unterhaltungsliteratur abzielt. Die leitende These besteht darin, daß offenbar die populäre Literatur besonders geeignet scheint, Aufschlüsse über sozialhistorische und -psychologische Gegebenheiten, mithin mentale und ideologische Dispositionen zu liefern.