Beschreibung
Machtphantasien, Liebschaften und Krankheiten: Alfred Haehner, katholischer Militärarzt aus dem gutsituierten rheinischen Bürgertum, folgte dem letzten deutschen Kaiserpaar nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg ins niederländische Exil. In Amerongen und Doorn gehörten nicht nur Wilhelm II. und Auguste Victoria zu seinen Patienten, sondern auch der umstrittene Kronprinz Wilhelm und die ehrgeizige zweite Ehefrau des abgedankten Monarchen, Hermine von Schoenaich-Carolath. Politisch konservativ, hielt Haehner gleichermaßen Distanz zur Weimarer Republik wie zum Nationalsozialismus. Der persönliche, ja intime Zugang zu den Mitgliedern des Hauses Hohenzollern machte den überzeugten Monarchisten indes politisch heimatlos: Sein 'Holländisches Tagebuch' der Jahre 1919 bis 1924 dokumentiert die Desillusionierung eines treuen Wilhelminers, der den Kampf der Hohenzollern um die Rückkehr der Monarchie mit wachsender Irritation begleitete und schließlich enttäuscht den Dienst als Leibarzt quittierte. Die vorliegende Edition präsentiert dieses scharfzüngige wie schonungslose Tagebuch, dessen Publikation im 20. Jahrhundert wiederholt scheiterte, endlich ungekürzt.