Beschreibung
Wie kaum sonst ein Schriftsteller fühlte sich Paul Celan der deutschen Sprache existenziell verbunden. Doch wie wenige Dichter vor ihm integrierte er zugleich eine Vielzahl anderer Sprachen in seine literarische Praxis. Welche fundamentale Bedeu-tung dieses Schreibens 'zwischen' den Sprachen besitzt, lässt sich aus Biogra-phie, Werk und Poetik des deutsch-jüdischen Lyrikers ableiten. Dabei sind rund ein Dutzend Sprachen in Prozesse involviert, die man mit den Begriffen 'Sprachwechsel', 'Sprachmischung' und 'Sprachreflexion' erfassen kann. In der vorliegenden Studie wird erstmals der Versuch unternommen, Celans Mehrsprachigkeit differen-ziert in ihrer ganzen Breite und Tiefe darzustellen. So zeigt sich, dass die translinguale Schreibpraxis des Dichters den Kristallisationspunkt seiner distanziert-kritischen, ja aporetischen Beziehung zur deutschen Muttersprache bildet. Als Trägersprache der Judenvernichtung wird die deutsche Dichtungssprache multilingual 'angereichert', verfremdet und dekonstruiert, wodurch eine Poetik der 'Wortöffnungen' sichtbar wird.
Autorenportrait
Dirk Weissmann, geboren 1973 in Wiesbaden. Studium in Mainz, Lausanne und Paris. Lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Frankreich. Autor zahlreicher Publikatio-nen im Bereich Neuere Deutsche Literatur, Interkulturelle Literaturwissenschaft, literarische Mehrsprachigkeits- und Übersetzungsforschung. Professor für deut-sche Sprache und Literatur am Centre de Recherches et d'Études Germaniques der Universität Toulouse und assoziierter Forscher am Institut des Textes et Manuscrits Modernes beim Centre National de la Recherche Scientifique in Paris.