Beschreibung
Wer ist aus welchem Grund berechtigt, über den Glauben verbindlich zu reden? Das ist die Schlüsselfrage religiöser Kommunikation, die mitten in die Problematik legitimer Autorität führt. Für Thomas Müntzer gründet die Glaubensautorität in der persönlichen Geistinspiration, die den Gläubigen die objektive Wahrheit und subjektive Erlösung göttlich garantiert. Seine inhaltliche Abgrenzung zum römischen Autoritätsverständnis hat formal gerade dieselbe Struktur wie dieses Verständnis und überträgt somit das, was in der vor- und antireformatorischen Theologie für die römische Kirche gilt, auf die einzelnen geistbegabten Gläubigen. Diese personale Realisierung ekklesialer Vollmacht bildet zugleich Grund und Dynamik des radikalen Flügels der reformatorischen Bewegung. Diese Arbeit wurde mit dem Dissertationspreis der Universität Münster 2023 ausgezeichnet.