Beschreibung
Reiner Kunzes Essayband 'Das weiße Gedicht' besteht aus drei großen Teilen. Im ersten finden sich unter dem Titel 'Konsequenzen des Ästhetischen' die Münchner Poetik-Vorlesungen, die Reiner Kunze im Frühjahr 1989 an der Universität München hielt und die ein großes Publikum in ihren Bann schlugen. Die Souveränität des Kunstwerks, seine Resistenz gegen das Ideologische, die Struktur des dichterischen Bildes, das Nachdichten und das Übersetzen und schließlich sein Leben als Schriftsteller in der DDR sind hier die Themen. Im zweiten Teil, der 'Hommagen' enthält, wendet sich Reiner Kunze bekannten (Heinrich Böll) und weniger bekannten Künstlern der Literatur, der Malerei und der Musik zu. Und im dritten und abschließenden Teil geht es um den 'gedeuteten Autor' - die Rolle, die Interpretation für das Verständnis von Lyrik spielt. 'Hätte ich ein weißes Erlebnis gehabt und versucht, ein weißes Gedicht zu schreiben, und ein Leser würde sagen, das Gedicht sei schwarz., könnte ein Grund dafür sein, daß ich mit dem Weiß des Erlebnisses zu sparsam umgegangen bin, so daß das Gedicht grau wirkt und der Leser, dunkel vorgestimmt, vor allem die Schwarztöne herausspürt. Denkbar wäre aber auch, daß der Leser keinen Zugang zu diesem Gedicht findet oder nicht mein Leser ist oder überhaupt mit Gedichten wenig Erfahrung hat. Würde dagegen ein Mädchen, das über und über verliebt und also lila gestimmt ist, dieses Gedicht als lila empfinden, spräche das weder dagegen, daß das Gedicht weiß ist, noch gegen das Poesieverständnis des Mädchens - im Weiß sind alle Farben des Regenbogens gebündelt.' Reiner Kunze
Autorenportrait
Reiner Kunze wurde 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge als Sohn eines Bergarbeiters geboren. Er studierte Philosophie und Journalistik in Leipzig. 1977 Übersiedlung in die Bundesrepublik. Für sein umfassendes lyrisches, essayistisches und erzählendes Werk erhielt er zahlreiche deutsche und internationale Literaturpreise, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Georg-Trakl-Preis und den Friedrich-Hölderlin-Preis. Seine Lyrik und Prosa wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen die Nachdichtungen 'Wo wir zu Hause das Salz haben', der Lyrikband 'Lindennacht', die Gedichte für Kinder 'Was macht die Biene auf dem Meer?' sowie 'die stunde mit dir selbst'.Literaturpreise:Übersetzerpreis des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes, 1968Deutscher Jugendbuchpreis, 1971Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1973Mölle-Literaturpreis, Schweden, 1973Georg-Trakl-Preis, Österreich, 1977Andreas-Gryphius-Preis, 1977Georg-Büchner-Preis, 1977Bayerischer Filmpreis, 1979Geschwister-Scholl-Preis, 1981Eichendorff-Literaturpreis, 1984Bundesverdienstkreuz I. Klasse, 1984Bayerischer Verdienstorden, 1988Ostbayerischer Kulturpreis, 1989Herbert und Elsbeth-Weichmann-Preis, 1990Hanns-Martin-Schleyer-Preis, 1990Kulturpreis deutscher Freimaurer, 1993Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Dresden, 1993Großes Bundesverdienstkreuz, 1993Ehrenbürgerschaft der Stadt Greiz, 1995Kulturpreis des Landkreises Passau, 1995Weilheimer Literaturpreis, 1997Europa-Preis für Poesie, Serbien, 1998Hölderlin-Preis d. Stadt Bad Homburg, 1999 Christian-Ferber-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung, 2000Hans-Sahl-Preis, 2001Bayerischer Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft, 2001Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung, 2002Ján-Smrek-Preis, Slowakei, 2003Ehrenbürgerschaft der Stadt Oelsnitz/Erzgebirge, 2003Premia Bohemica, 2004Thüringer Verdienstorden, 2008Memminger Freiheitspreis 1525, 2009Thüringer Literaturpreis, 2009America Award for lifetime contribution to international writing 2013Franz-Josef-Strauß-Preis, 2015