Beschreibung
"White Suburbia" ist eine Spurensuche in und um Kapstadt. Wir sitzen in einer Villa am Osthang des Tafelbergs, probieren Napoleons Dessertwein, analysieren Songtexte einer Indie-Band, treffen einen calvinistischen Bäckermeister – und starren auf ein paar Fotos aus dem Familienalbum. Im Essay deuten sich vier Erzählungen an. Sie folgen im Anschluss unter dem Titel "Tempura".
"Tempura", das sind frittierte Häppchen. Ehemals aß man in den vierzig Tagen vor Ostern ‚Tempora‘, also die Zeit selbst. In Japan wurde das Gericht derart verfeinert, dass Roland Barthes schrieb, es habe «zur Hülle allein die Zeit, die ihr Festigkeit verleiht». Die Farbe der Speisen wird vom Teigmantel kaum verdeckt. Wir folgen in diesen Erzählungen Personen durch die Begegnungszonen der Zeitgeschichte. Was in ihnen verborgen ist, lässt sich jederzeit erahnen. Und die Orte, an denen sie sich aufhalten, sind von einer so dünnen Zeitschicht überzogen, dass Wiederholung und Differenz sichtbar werden.
Andi Schoon (*1974) ist Kulturwissenschaftler, Autor und Co-Leiter des Y Instituts an der Hochschule der Künste Bern.