Beschreibung
Im März 1916 beauftragten die Winterthurer Brüder Hans und Werner Reinhart den französischen Maler Ker-Xavier Roussel (1867-1944) mit Wandbildern für das Treppenhaus im neuen Kunstmuseum Winterthur. Damit begann die langwierige Entstehungsgeschichte dieser großformatigen Gemälde, die bis heute den Treppenaufgang des Museums schmücken. Zwar lieferte der Künstler sogleich Entwürfe, die auch gutgeheißen wurden, doch dann folgten weitere Fassungen und immer neue Überarbeitungen der Bilder. Nach einer länger dauernden Pause konnte Roussel die Arbeit erst 1926 vollenden. Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs «100 Jahre Kunstmuseum Winterthur» ehrt eine Ausstellung den Schöpfer dieser dekorativen Malereien, die dem Empfangsbereich des Museums bis heute sein Gepräge geben. Präsentiert werden einerseits eine Reihe von Entwürfen und Ölstudien zu den Winterthurer Bildern, andererseits Zeichnungen und Pastelle, die Roussels lebenslange Faszination durch arkadische Themen veranschaulichen. Im Unterschied zu seinen Kollegen Bonnard und Vuillard wandte sich der französische Nabis-Künstler nicht Motiven aus seiner näheren Umgebung zu, sondern ließ die klassische Welt der französischen Malerei wieder aufleben. Der vom Dichter Stéphane Mallarmé entlehnte Titel der Ausstellung und des begleitenden Katalogs «LAprès-midi dun Faune» spielt auf die Atmosphäre in Roussels Werken an, die tagtraumartige Stimmung seiner Landschaften, in denen Faune und Nymphen ihr Wesen treiben. Weil das Pariser Musée dOrsay seine seit langem vorbereitete, für 2016 geplante Roussel-Retrospektive verschoben hat, ist die Winterthurer Schau besonders exklusiv.