Beschreibung
Auszug aus dem Text:
Mit dem Lichte der Weissagung hatte Anna Katharina die Fähigkeit empfangen, alles Heilige durch die äußeren körperlichen Sinne inne zu werden. So hörte sie den Ton geweihter Glocken als wesentlich verschieden von jedem anderen noch so wohlklingenden Schall.
Sie empfand durch den Geschmack die Weihe des Wassers und unterschied es vom ungeweihten so sicher und fühlbar, wie ein anderer Mensch den Wein vom Wasser.
Die Gebeine der Heiligen erkannte sie durch den Geruchssinn so deutlich, wie durch das Auge oder das Gefühl beim Berühren.
Den priesterlichen Segen empfand sie, wenn er aus der weitesten Entfernung gesendet wurde, ebenso lebendig, als aus unmittelbarer Nähe ihr gegeben und den konsekrierten Priesterfingern folgte sie unwillkürlich in der Ekstase, wie im natürlichen Wachsein als einer heiligen Gewalt, aus der Kraft und Segen in sie überströmte. Es empfingen aber ihre Sinne die Eindrücke von übersinnlichen, geistlichen Kräften und Eigenschaften nicht in Folge eines vorausgegangenen geistigen Erkenntnisaktes, oder eines Gesichtes, sondern sie waren ebenso unwillkürlich und der eigentlichen Geistestätigkeit vorangehend, wie sie es in gewöhnlicher Ordnung bei jeder sinnlich vermittelten Erkenntnis sind.
Diese Fähigkeit, durch die Sinneswerkzeuge das Übersinnliche leiblicher Weise zu vernehmen, hatte (wie das Licht der Weissagung) zu ihrer Grundlage und Voraussetzung die Taufgnade und den eingegossenen göttlichen Glauben.
Einmal sprach der Engel zu ihr: 'Du empfindest das Licht aus den Gebeinen der Heiligen durch die Empfänglichkeit für die Gemeinschaft der Glieder des Kirchenleibes; der Glaube aber ist die Bedingung aller Empfänglichkeit heiliger Einwirkung.'
Das Heilige sah sie als Licht, als Lichtstrahlen:
'Wenn ich wachend liege, sehe ich manchmal einen Glanzkörper und tausend Strahlen von der Erde emporsteigend mit ihm eins werden. Oft sehe ich einen der Fäden zerreißen und zurückfallen und dann wird Schatten auf dem Punkt.' Es ist das Bild der geistlichen Gemeinschaft der Gläubigen durch Gebet und gute Werke.