Beschreibung
Ein Blick auf die innovativsten Projekte in Philosophie und Psychologie, Epistemologie und Medientheorie, Ästhetik und Kunst legt die Diagnose nahe, dass im letzten Jahrhundert ein geheimer Wechsel von historischen zu archäologischen Leitvorstellungen stattgefunden hat. Vom allgegenwärtigen Experimentieren mit einem neuen Denken der Zeitlichkeit zeugen Projekte wieSigmund Freuds "Archäologie der Seele", Walter Benjamins "Archäologie der Moderne", und natürlich Michel Foucaults Archäologie des Wissens. Historisch gerahmt werden sie von Immanuel Kants "Archäologie der Metaphysik" sowie von Friedrich Kittlers "Archäologie der Medien" zweihundert Jahre später.Das 20. Jahrhundert war in seinen großen theoriehistorischen Momenten archäologisch, und die Archäologie ist als eine geheime Leitwissenschaft des vergangenen Jahrhunderts zu begreifen. Von diesem Paradigmenwechsel hat insbesondere die Kultur wissenschaft profitiert. Einige ihrer Themen - wie Medien und Archiv, Raum und Gedächtnis - sind nicht zufällig archäologischerProvenienz. Aber auch die neue Nähe zwischen Geistes- und Naturwissenschaften verdankt sich dem archäologischen Eifer eines Jahrhunderts.Knut Ebeling legt in der auf zwei Bände angelegten Publikation eine Theoriegeschichte nach dem cultural turn vor und stellt den kulturwissenschaftlichen Aufbruch auf ein breites theoriehistorisches Fundament. Durch die Relektüre der Klassiker - und ins besondere durch ihre Zurückfaltung aufdie Disziplin und Diskursgeschichte der klassischen Archäologie - wird die Theoriegeschichte des 20. Jahrhunderts mit einem neuen Akzent versehen und auf die Höhe der kulturwissenschaftlichen Herausforderung gebracht.
Autorenportrait
Knut Ebeling ist Professor für Medientheorie an der KunsthochschuleBerlin-Weißensee und Lecturer an der Stanford University. Zahlreiche Publikationen zu zeitgenössischer Kunst, Theorie und Ästhetik, zuletzt: "Das Archiv brennt" (gemeinsam mit Georges Didi-Huberman), Berlin 2007; "Archivologie.Theorien des Archivs in Philosophie, Medien und Künsten" (gemeinsam mit Stephan Günzel), Berlin 2009.