Beschreibung
Im Werk Marcel Broodthaers zeigt sich die wechselseitige Reflexion verschiedener Medien, ihre historische Bedingtheit als methodisches Prinzip künstlerischer Arbeit. Entlang seiner Strategie, 'alte' Medien wie Stummfilm, Museum oder Buch zu einer einzigartigen kombinatorischen Praxis zu verschränken, entwirft Rosalind Krauss den emphatischen Begriff einer post-medialen Kondition der heutigen Kunst. Allzu lange galten selbstreferentielle Praktiken, galt die Konzentration auf Materialität und Medium als Kennzeichen einer Moderne, die das 'Reine', die 'Essenz' der Kunst freizulegen bestrebt war. Diese Auffassung verabschiedet Krauss als verkürzend und längst überholt. Sollte jedoch eine das Medium 'multimedial' absolut setzende, durchästhetisierte 'Postmoderne', in der die Komplizenschaft aus Kunst und Kapital die totale Sättigung des kulturellen Raumes durch das Bild bewirkt hat, die einzige Alternative sein? Krauss liest Broodthaers Kunst als exemplarischen Weg für jene zeitgenössischen Künstler, die sich jenseits eines reduzierten Modernismus, aber auch jenseits eines erstickenden Post-Modernismus positionieren, um das Medium in differenzierender Eigenheit neu zu artikulieren und neu zu erfinden.
Autorenportrait
Rosalind Krauss ist seit 1992 University Professor für »20th-century Art and Theory« am Department of Art History and Archaeology der Columbia University, New York City. Seit 1976 ist sie Mitherausgeberin der einflussreichen Kunstzeitschrift »October«.