Beschreibung
Der von Edward Said angeregte Orientalismus-Diskurs über den westlichen Blick auf den Orient weist auf die überwiegend durch Stereotype und Vorurteile geprägte Betrachtungsweise des Okzidents hin. Dabei geht Said stillschweigend von einem männlichen Diskurs aus, gestützt auf zumeist von Männern verfasste Texte und Bilder – wie etwa der Topos von Feminisierung und Sexualisierung des Orients als des unterlegenen, exotischen Anderen. Wie aber nehmen Frauen den Orient wahr? Verstärken und unterstützen sie die männliche Sichtweise oder konterkarieren oder variieren sie sie?
Forschungsgegenstand dieses Bandes sind Aufzeichnungen europäischer Frauen, die in Begleitung ihrer Männer oder allein den Orient bereisten und ihre Eindrücke in Berichten, Tagebüchern oder Briefen zu Papier brachten. Die geschilderten Begleitumstände der Reisen werden eingehend analysiert, da sie die Perspektive des Eigenen entscheidend mitbestimmen. Von der Forschung bislang noch kaum wahrgenommene Reiseschriftstellerinnen aus osteuropäischen Regionen werden in die Untersuchung einbezogen und als Teil der europäischen Kulturgeschichte ins Blickfeld gerückt. Auch Texte von orientalischen Schriftstellerinnen werden berücksichtigt: In ihrem Spiegel wird die Wahrnehmung der Europäerinnen auf den Orient kritisch überprüft und gelegentlich auch revidiert. Der Band präsentiert die Ergebnisse des internationalen Symposiums «Der weibliche Blick auf den Orient», das vom 5. bis 7. Oktober 2009 in S?ubice stattfand.
Autorenportrait
Miros?awa Czarnecka ist Professorin am Institut für Germanistik der Universität Wroc?aw. Forschungsschwerpunkte: Literatur und Kultur des Barock, Frauenliteratur und Genderforschung, Kultur der Frauenreise in der Frühen Neuzeit und Reiseliteratur von Frauen im 17.-21. Jahrhundert, Gerhart und Carl Hauptmann.
Christa Ebert ist Professorin an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Forschungsschwerpunkte: russische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere Moderne und Frauenliteratur, Identitätsproblematik.
Gra?yna Barbara Szewczyk ist Professorin am Institut für Germanistik der Schlesischen Universität in Katowice. Forschungsschwerpunkte: deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts, deutsch-polnische kulturelle Beziehungen in Oberschlesien, Frauenliteratur, literarische Übersetzungen, schwedische Literatur.
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